"Die Vaterlosen" im Kino

Keine Abrechnung

Welche Folgen das Aufwachsen in einer Kommune für den weiteren Lebensweg von Kindern haben kann - rund um dieses Thema hat die österreichische Regisseurin Marie Kreutzer ihren ersten Spielfilm "Die Vaterlosen" entworfen. Sie bekam dafür nicht nur eine lobende Erwähnung bei der heurigen Berlinale, sondern vor kurzem auch den Großen Diagonale-Preise 2011 für den besten Spielfilm.

Kultur aktuell, 06.04.2011

Mit dem Sterben kommt wieder Leben in die Familie. In den 1980er Jahren verbrachte man die Kindheit zusammen in einer ländlichen Kommune, dann verlieren sich die Lebenswege in ganz unterschiedliche Richtungen. Als der Vater und einstige Kommunenanführer stirbt, treffen sich seine vier längst erwachsenen Kinder nach mehr als 20 Jahren zum Begräbnis wieder.

Es gibt Überraschungen und viele Fragen: Warum musste etwa Kyra, die Halbschwester, damals plötzlich weg, und warum hat sie der Vater 20 Jahre lang ignoriert? Ein Geheimnis legt den Pfad durch das Spielfilmdebüt der 1977 in Graz geborenen Regisseurin Marie Kreutzer. Ein überlegter Schachzug, um Spannung und damit Interesse für die eigentlichen Themen des Films aufzubauen: für die Aufarbeitung der Vergangenheit, für die Entfremdung der Geschwister und ihre Identitätsprobleme, für Verletzungen, Kränkungen und das Scheitern.

Genaue Beobachterin

Im Rückblick erweist sich das liberale Kommunenmodell als brüchige Angelegenheit, in dem genauso jene kleinbürgerlichen Attitüden zum Vorschein kommen, über die man sich einst stolz und selbstgefällig vom Rest der Welt distanzierte. Regisseurin Marie Kreutzer: "Ich wollte aber weder mit dem Modell der Kommune, noch mit dem einer Kleinfamilie abrechnen, sondern ein differenziertes Bild zeichnen."

Beim Aufspüren von Widersprüchen und den Tiefgängen zwischenmenschlicher Kommunikation erweist sich Marie Kreutzer als genaue, unaufdringliche Beobachterin.

"Befreiende Momente"

Für die Familiengeschichte wichtige Fakten lässt sie beiläufig fallen, zwanglos auch der Umgang mit Ironie: "Es sollte kein düsterer bedrückender Film werden, sondern vielmehr ein berührender Film, der auch befreiende und komische Momente hat" Zwischen Verklärung und Ernüchterung schwankt die Stimmung in "Die Vaterlosen". Der Film beabsichtige aber weder Ersteres noch sorgt er beim Kinozuseher für Letzteres.

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Die Vaterlosen