Reden statt Nachspionieren
Internet als Risiko für Kinder
Viele Eltern unterschätzen Gefahren, die das Internet und digitale Medien für ihre Kinder bergen können. Zu diesem Ergebnis kommt die groß angelegte Studie namens "EU Kids Online", für die mehr 25.000 Kinder in 25 EU-Staaten sowie deren Eltern befragt worden sind.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 06.04.2011
Unterschätzte Gefahren
Die Risiken für Kinder und Jugendliche im Internet sind vielfältig: Bloßstellen in Internetforen, anzügliche Kontakte via E-Mail, pornografische Fotos oder Videos, Internetseiten zu heiklen Themen wie Selbstmord oder Magersucht, der Umgang mit privaten Daten in sozialen Netzwerken. Und gerade österreichische Kinder würden relativ viele Risiken erleben, wobei ihre Eltern diese Risiken im Großen und Ganzen unterschätzen, sagt Ingrid Paus-Hasebrink, Vize-Dekanin der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg und Leiterin des österreichischen Teilprojekts von EU Kids Online. Für diese Studie wurden in 25 Staaten je tausend Kinder und Jugendliche zwischen neun und 16 Jahren befragt sowie deren Eltern.
Heimische Kinder besonders betroffen
Auffallend ist dabei: In Österreich nutzen zwar weniger Kinder das Internet regelmäßig, aber sie sind laut Studie öfter mit Risiken konfrontiert. Paus-Hasebrink nennt da vor allem das Erhalten von Bildern und Nachrichten mit sexuellem Inhalt: "17 Prozent der österreichischen Kinder haben diese Erfahrungen schon gemacht, aber nur vier Prozent der Kinder in Deutschland."
Auch Mobbying haben mehr österreichische Kinder und Jugendliche erlebt als junge Menschen in anderen europäischen Staaten: 28 Prozent wurden laut EU-Studie bereits von Gleichaltrigen gemobbt, sieben Prozent online. Das sei eine große Zahl an Kindern, die da zum Täter werden, so Paus-Hasebrink.
Über Risiken reden
Wie also die Kinder schützen? Keinesfalls nachspionieren, rät die Kommunikationswissenschaftlerin Paus-Hasebrink, sondern aufmerksam sein. Eltern müssetn ihren Kindern vertrauen, "aber das ist kein blindes Vertrauen. Sondern Vertrauen, das über Gespräch stattfindet.
In der Schule müsste der Umgang mit Internet und Datenschutz ebenfalls Thema sein - aber nicht in einem Fach, wie etwas Medienkompetenz, sondern fächerübergreifend - egal ob in Biologie, Deutsch oder einer Fremdsprache.
Mehr Schutz für und vor Daten
Auch die Industrie bzw. Betreibende von Internetseiten müssten in die Pflicht genommen werden, so Ingrid Paus-Hasebrink: Sei es dass die Datenschutzbestimmungen für Kinder verständlich erklärt werden. Sei es, dass fragwürdige Internet-Seiten gefiltert werden. Sei es, dass bedenkliche Inhalte mit einem simplen Knopfdruck (quasi kinderleicht) gemeldet werden können.
Univ.Prof. M.A. Dr. Ingrid Paus-Hasebrink ist Leiterin der Abteilung Audiovisuelle Kommunikation, Vize-Dekanin der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg und Leiterin des österreichischen Teilprojekts von "EU Kids Online".