Experte fordert mehr Transparenz

Ökostrom: "Kostensenkungen versickern"

Für das geplante, neue Ökostromgesetz hat es diese Woche Kritik gehagelt. Vor allem die Windkraftbetreiber klagen über zu niedrige Tarife, die sie für ihren Strom bekommen sollen. Klimaschutz-Experte Stefan Schleicher verteidigt das neue Gesetz. Und er fordert mehr Transparenz, damit Kostensenkungen nicht im Fördersystem "versickern".

Morgenjournal, 08.04.2011

"Überzogene" Befürchtungen

Die Windkraft-Betreiber warnen vor einem Stillstand beim Ausbau von Windkraft in Österreich. Wenn Errichter ihre Projekte sofort gefördert haben wollen, müssen sie nämlich um vier Prozent niedrigere Tarife akzeptieren. Das werde viele Projekte unrentabel machen, sagen die Kritiker. Klimaschutz-Experte Stefan Schleicher kann das nicht nachvollziehen und hält die Befürchtungen für "überzogen". Auch mit den neuen Rahmenbedingungen werde Strom aus Windkraft weiter deutlich zunehmen. Das Ziel, bis zum Jahr 2020 doppelt so viel Windkraft in Österreich zu haben, werde leicht zu erreichen sein.

Kostensenkungen "versickern"

Stattdessen müsse man bei der Förderung von Ökostrom aufpassen, dass die Fördertarife nicht zu hoch angesetzt werden, sagt Schleicher. Denn das würde zu hohen Gewinnen bei den Betreibern führen, die so nicht zu rechtfertigen seien. Und Stefan Schleicher nennt das Beispiel Photovoltaik, also Strom aus Sonnenenergie: Dort hätten sich innerhalb von zwei Jahren die Kosten für die Solar-Paneele fast halbiert. Diese Kostensenkung sei aber zu wenig bei den Endkunden angekommen. "Das liegt wohl darin, dass es im Förderungssystem einige Möglichkeiten gibt, diese Kostensenkungen versickern zu lassen."

Behörde braucht mehr Befugnisse

Wie gut die Betreiber von Ökostrom allerdings genau verdienen, darüber gebe es derzeit einfach zu wenig Informationen. Hier brauche es mehr Transparenz der Kostensituation, um das Fördersystem besser einstellen zu können. Die Strom-Regulierungsbehörde E-Control müsste mehr Einsichtmöglichkeiten erhalten. Der Klimaschutz-Experte Stefan Schleicher will also ein intelligenteres, flexibleres Fördersystem für Ökostrom - das neue Ökostromgesetz geht für ihn in die richtige Richtung.

Wachsende Bedeutung

Insgesamt sieht Schleicher noch viel Potential in Österreich. Nicht nur bei Windkraft, sondern auch bei Foto-Voltaik. Noch liegt der Strom aus Sonnenenergie unter der Wahrnehmungsgrenze - doch schon in zehn bis zwanzig Jahren könnte der Anteil von Solar-Strom schon bis zu 10 Prozent in Österreich ausmachen.