RAF-Film "Wer wenn nicht wir"

Lederjacke statt Krawatte

"Blackbox BRD" nannte der deutsche Regisseur Andres Veiel 2001 seinen Dokumentarfilm über die Rote Armee Fraktion, kurz: RAF, ein Thema zu dem er nun in seinem Spielfilm "Wer wenn nicht wir" zurückkehrt. Veiel geht darin den vor allem privaten Wurzeln des Terrorismus in den frühen 60er Jahren nach.

Synchron, 14.04.2011

Interview mit Andres Veiel

Ein Vogel wird von einer Katze gefressen, die Katze danach erschossen. Ein Symbolbild stellt der deutsche Regisseur Andres Veiel seinem Film "Wer wenn nicht wir" voran. Töten und getötet werden, diese Wechselwirkung begleitet die Geschichte der deutschen RAF. Die konkreten Gewalttaten dazu sind bekannt, die privaten Hintergründe viel weniger, und genau dort setzt Veiel an.

Politische Radikalisierung

Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) und der Schriftsteller Bernward Vesper (August Diehl) lernen sich beim Studium Anfang der 1960er Jahre kennen, aus einer gemeinsamen ideologischen Wellenlänge entwickelt sich eine Liebe.

Andres Veiel verschränkt die politische Radikalisierung mit der privaten Zuspitzung der Beziehung. Denn aus der Zweier- wird eine Dreierkonstellation: Andreas Baader (Alexander Fehling), hier ein eitler, aber charismatischer Macho, weiß Gudrun Ensslin zu beeindrucken, während Bernward Vesper genau daran zerbricht.

Kultur aktuell, 11.04.2011

Gewissenskonflikte

Andres Veiel, gelernter Dokumentarist, unterfüttert die Geschichte mit Originalfilmmaterial von bekannten zeithistorischen Ereignissen, arbeitet aber vor allem die menschlichen Sicht der Dinge heraus, etwa die Gewissenskonflikte von Gudrun Ensslin, die ihr Kind zurücklässt. Sollte damit auch ein neues Image der Terroristen gezeichnet werden?

"Mir war es wichtig, von beiden bekannten Standpunkten wegzukommen, also einerseits keine neue Ikonenmalerei zu betreiben, andererseits aber auch nicht das Bild der blindwütigen Verbrecher zu bestätigen," meint Andres Veiel.

Run auf die RAF im Kino

"Wer wenn nicht wir" zeigt nicht zuletzt eine Zeit des Auf- und Umbruchs, Blümchentapete und biedere Strickjacken verschwinden, die Krawatte wird gegen die Lederjacke getauscht. Nach Einzelleistungen in den Jahrzehnten zuvor, setzte in den letzten zehn Jahren ein regelrechter Run auf die RAF im deutschen Kino und Fernsehen ein, fast nach dem Motto, wann, wenn nicht jetzt.