Verordnung wird überarbeitet

Fluggastrechte zu teuer?

Die europaweiten Fluggastrechte sollen überarbeitet werden - vor allem die Fluglinien wollen nicht mehr allein die Kosten für ausgefallene Flüge tragen. Die EU-Kommission will nun die gesetzlichen Voraussetzungen anpassen und gleichzeitig die Rechte der Passagiere ausbauen.

Morgenjournal, 12.04.2011

Fluglinien zur Kasse

Eins zu Null für Europas Fluglinien: Sie haben mit ihren Beschwerden in Brüssel Erfolg gehabt, die EU-Kommission wird die Passagierrechte-Verordnung überarbeiten, also wohl auch im Sinne der Airlines verändern. Dieses EU-Gesetz hat schon bei seiner Einführung vor sechs Jahren keinen Sturm der Begeisterung bei den Luftfahrtunternehmen ausgelöst. Immerhin müssen sie zahlen, wenn Flüge stundenlange Verspätungen haben oder überhaupt gestrichen werden, und auch bei Überbuchungen werden sie zur Kasse gebeten.

Vulkanasche und Schneechaos

Im vergangenen Jahr aber wurde die Branche gleich von mehreren außerordentlichen Ereignissen gebeutelt, die Millionenschäden verursacht haben: Die wochenlangen Luftraumsperren über Europa wegen der Vulkanasche im vergangenen Frühling, das Schneechaos an vielen europäischen Flughäfen, weshalb viele Flüge ausgefallen sind, sowie die Streiks von Fluglotsen. Die Passagiere hätten sich an den Fluglinien schadlos gehalten, und das, obwohl sie nicht für das Chaos verantwortlich waren, so die Kritik der Airlines.

Offene Fragen

Die Rechte von Passagieren sollen aber nicht beschnitten - sondern im Gegenteil ausgebaut werden. Denn sechs Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung für Fluggastrechte gibt es immer noch Schwierigkeiten bei der Umsetzung, sagt Helen Kearns: "Beschädigte oder verlorene Gepäckstücke verursachen immer noch große Probleme - die Passagiere können sich nirgendwo beschweren, wenn mit der Fluglinie keine zufriedenstellende Lösung gefunden wurde. Aber auch bei verschobenen Flügen gibt es offene Fragen, etwa wenn ein Passagier deshalb seinen Anschlussflug verpasst."

Bessere rechtliche Vertretung

Um die Rechte der Flugpassagiere zu stärken, will die EU-Kommission den nationalen Luftfahrtbeschwerdestellen mehr Macht verleihen. Sie könnten künftig die Passagiere im Streitfall mit einer Airline sogar rechtlich vertreten.

In Österreich wäre das die Beschwerde- und Schlichtungsstelle im Verkehrsministerium. Allein dort wurden im vergangenen Jahr fast 900 Beschwerden von Passagieren über gestrichene oder verspätete Flüge behandelt, weil keine Lösung mit den Fluglinien gefunden werden konnte. In der gesamten EU wenden sich jedes Jahr zwischen 30.000 und 40.000 Fluggäste an ihre nationalen Beschwerde-Stellen.