Beamte errechnen Tschenobyl-Vergleich
Fukushima: Die amtliche Katastrophe
Die Atomkatastrophe von Fukushima ist nun auch amtlicherseits mit der Katastrophe von Tschenobyl gleichgesetzt worden: Die japanischen Behörden hat die Einstufung auf die höchste Stufe sieben angehoben - ein bürokratischer Akt in einem Beamtenstaat.
8. April 2017, 21:58
Analyse von Martin Fritz
Im Mittagsjournal-Gespräch am 12.04.2011 mit Hubert Arnim-Elissen
Noch eine Bestätigung nötig
Die Hochstufung ist mit einem bürokratischen Ablauf in Japan zu erklären: Aufwändige Berechnungen der freigesetzten Radioaktivität zwischen dem 12.März und dem 5. April ergaben eine Belastung von 630.000 Terabequerel an radioaktivem Jod und Cäsium. Das ist eine sehr gesundheitsschädliche Menge und daher ist jetzt eine Hochstufung nötig - vorläufig, denn die Berechnungen müssen noch von der Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien bestätigt werden.
Unmut, aber kein Protest
In der Bevölkerung Japans wächst die Verärgerung. Sie wird umso größer, je näher man Fukushima und den havarierten Reaktoren kommt. Der Unmut richtet sich gegen die Regierung, den AKW-Betreiber und die Aufsichtsbehörden. Man weiß aber, dass Proteste gegen den Austritt von Radioaktivität in Fukushima nichts nützen. Die Kommunal- und Gouverneurswahlen am Wochenende haben keine dramatischen Machtverschiebungen gebracht. Möglicherweise warten die Japaner, dass die Atommeiler unter Kontrolle kommen, und erst dann gibt e4s das politische Erdbeben.
Beamte handeln nach Handbuch
In Japan weiß man, das der Staat von Beamten geführt wird und die Politiker nur Fassade sind. Alle zwölf Monate ein Wechsel des Premierministers - welches Land hält das aus, wenn tatsächlich der Premierminister das Land regiert? Die Beamten haben auch die Atomenergiepolitik entworfen und gehen nun nach ihrem Handbuch vor. Daher auch die Intransparenz aus westlicher Sicht.
Kampf gegen die Radioaktivität
Vordringlich ist nun das Schließen eines Lecks im Sicherheitsbehälter des Reaktors Zwei, Denn dort noch immer ein Terabequerel pro Stunde an Radioaktivität aus. Noch besteht die Hoffnung, dass sich die Verstrahlung auf ein kleines Gebiet beschränkt und der Pazifik die Mengen an Radioaktivität stark verdünnt.