Daten und Fakten

Die 101 wichtigsten Fragen: Japan

Nicht nur lexikalische Daten findet man in diesem Buch, hier wird unter anderem auch die Frage, wofür die sieben Glücksgötter sorgen, beantwortet, oder jene nach der Stärke der japanischen Gewerkschaften. Auch zu den aktuellen Katastrophen im Land der aufgehenden Sonne findet man hier nützliche Informationen.

Frage Nummer 16: Wie oft bebt die Erde in Japan?

Das japanische Wetteramt, das die Erdbeben registriert, meldet durchschnittlich 400 Beben pro Tag, wobei nur drei davon fühlbar sind - was aber immerhin auch noch 90 fühlbare Beben pro Monat bedeutet.

Jedes Jahr am 1. September finden in allen öffentlichen Schulen und Behörden Erdbebenübungen statt. In Japan leben die Menschen in dem Bewusstsein, dass sich jederzeit ein großes Erdbeben ereignen kann.

Von wegen sichere Kernkraftwerke

Auch zum Atomunfall in Fukushima bieten die beiden Autoren allgemeine Informationen, die helfen, die aktuelle Situation besser zu verstehen. Frage Nummer 62 lautet:

Wie viele Atomkraftwerke hat Japan?

Zum Zeitpunkt, als das Buch geschrieben wurde - das heißt Ende 2010 - waren es 54 Kernkraftwerke, die 30 Prozent des Elektrizitätsbedarfs des Landes abdeckten. Für Japan sei Kernenergie eine strategische Entscheidung, so die Autoren, um die Energiesicherheit zu erhöhen und dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Ein großes Thema, das speziell Japan betrifft, ist die Erdbebensicherheit von Reaktoren.

Das zeigte sich bereits bei dem Erdbeben in Niigata im Jahre 2007, als das größte Kernkraftwerk der Welt vier seiner sieben Reaktoren abschalten musste. Daraufhin wurden die Sicherheitsstandards verschärft.

Ob die anderen Kraftwerke sicher sind, kann nur der Ernstfall zeigen.

Sie waren und sind es nicht, wie man heute weiß.

Lieber Abtreibung als Antibabypille

Erdbeben und Atomkraft sind nur zwei Aspekte dieses äußerst informativen Büchleins. Geschickt gelingt es den beiden Autoren, die Eigenheiten der japanischen Gesellschaft kurz und informativ zusammenzufassen.

Frage Nummer 42 beschäftigt sich zum Beispiel mit den hohen Abtreibungszahlen in Japan. Das hat damit zu tun, dass bereits in den 1950er Jahren die Abtreibung in Japan legalisiert wurde, was dazu führte, dass zu dieser Zeit bis zu 1,7 Millionen Abtreibungen pro Jahr durchgeführt wurden. Im Gegensatz dazu war die Antibabypille lange Zeit verboten. Sie wurde erst 1999 zugelassen, wird aber nach wie vor nur sehr zögerlich akzeptiert.

Zehn Jahre nach der Zulassung der Pille wurde sie in Japan nur von zwei bis drei Prozent der Frauen zwischen 15 und 49 benutzt. Die Vergleichszahl in Deutschland war 55 Prozent, in Frankreich 45 Prozent.

Niedrige Kriminalitätsrate

Es liegt wohl an der japanischen Disziplin, dass das Land eine niedrige Kriminalitätsrate aufweist. Die Antwort auf die Frage Nummer 50, "Wie viele Japaner sitzen im Gefängnis?" lautet daher: Sehr wenige. 2007 waren 62 Menschen pro 100.000 Einwohner inhaftiert. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 95, in Südafrika 355 und in den USA, dem Spitzenreiter der Insassenstatistik, 738. Gewaltverbrechen sind in Japan selten, die Mordrate ist eine der niedrigsten der Welt. Dafür aber ist die Selbstmordrate sehr hoch.

Seit Ende der 1990er Jahre legen Jahr für Jahr mehr als 30.000 Menschen Hand an sich selbst, sehr viele mehr als vor einem halben Jahrhundert, als es den Japanern in vieler Hinsicht schlechter ging. Zwei von drei Selbstmördern sind Männer. Wirtschaftliche Schwierigkeiten sind nicht die einzige, aber eine wichtige Ursache.

Keine Antwort auf Frage 101

Die hohen Ansprüche, denen die Japaner genügen müssen - sei es in der Schule oder im Beruf - lassen auch Depressionen und Sozialphobien zunehmen. Hikikomori heißt eine neue Zivilisationskrankheit, bei der sich die Befallenen mehr oder minder stark aus dem Leben zurückziehen. Sie gehen nicht mehr auf die Straße und reduzieren soziale Kontakte und Kommunikation auf ein Minimum.

Auf wenig mehr als 150 Seiten gelingt es Florian Coulmas und Judith Stalpers, die wichtigsten und interessantesten Fakten über Japan zusammenzufassen. Trotz der vielen Zahlen ist die Lektüre niemals langweilig. Vergangenheit und Gegenwart Japans werden hier kompakt zusammengefasst. 100 Fragen beantworten die Autoren, nur bei einer sind sie auf Spekulationen angewiesen. Frage Nummer 101 lautet nämlich:

Was bringt die Zukunft?

Service

Florian Coulmas, Judith Stalpers, "Die 101 wichtigsten Fragen: Japan", Beck'sche Reihe

C. H. Beck - Die 101 wichtigsten Fragen: Japan