"Hub" im Garage X Theater

Elke Krystufeks erstes Theaterstück

Seitdem die damals 24-jährige Künstlerin Elke Krystufek 1994 die Kunsthallen-Ausstellung "Jetztzeit" mit einer Masturbations-Performance eröffnete, begleitet sie das Attribut des Skandalösen. Elke Krystufek provozierte: Mit zahlreichen Selbstporträts und Selbstentblößungen, in denen sie ihren Körper zum Motiv und Medium ihrer Kunst machte.

In den letzten Jahren spielt die Provokation in ihren Arbeiten keine große Rolle mehr. Das hat sie auch nicht mehr nötig. Schließlich gehört sie heute zu den bedeutendsten Künstlerinnen der österreichischen Gegenwartskunst. Auf der Biennale 2009 gestaltete sie gemeinsam mit Dorit Magreiter und Franziska und Lois Weinberger den Österreich-Pavillon. Und auch davor hat sie schon gezeigt, dass sie sich in unterschiedlichen künstlerischen Genres zu Hause fühlt: Von der Malerei über die Mode bis hin zur Performance.

Mit ihrem neuesten Projekt wagt Elke Krystufek einen Ausflug ins Theater. Unter dem arabischen Titel "Hub", zu Deutsch "Liebe", realisierte die Künstlerin ihr erstes abendfüllendes Theaterprojekt. Am 13. April 2012 feierte "Hub - Liebe" in der Garage X am Petersplatz Premiere.

Kulturjournal, 14.04.2011

Es sind symbolisch aufgeladene Bilder, die Elke Krystufek auf die Bühne bringt. Da wäre zunächst eine Frau in einer Burka. Meist Platzhalterin in einer Auseinandersetzung, aus der Populisten politisches Kleingeld schlagen. So zumindest sind wir es gewöhnt, denn in den Medien darf die verhüllte Frau kein Individuum sein, höchstens ein Opfer. In Elke Krystufeks Theaterprojekt "Hub" ist das freilich anders. Die Verhüllte artikuliert sich bestimmt, adressiert einen Liebhaber, denkt über die Liebe und das Scheitern der Liebe nach.

Geschlechterkampf als Kulturkampf

In großteils englischen Texten nähert sich Elke Krystufek der Liebe im global village, spürt dem Geschlechterkampf als Kulturkampf nach und fragt, wie und ob Beziehungen zwischen Muslimen und Europäern funktionieren können. Nach einem längeren Ägypten-Aufenthalt im vergangenen Jahr hat sich Elke Krystufek intensiv mit dem Islam auseinandergesetzt.

Geschlechterrollen geraten ins Wanken

Zehn Szenen, oder vielmehr Stimmungsbilder, hat Elke Krystufek auf die Bühne gebracht, basierend auf tagebuchartigen Texten, die unter anderem während ihres Aufenthalts in arabischen Ländern entstanden sind. Herausgekommen ist ein assoziatives Gewebe, das das Unverständnis zwischen den Kulturen und den Geschlechtern Kaleidoskop-artig beleuchtet. Eindeutige Rollenzuordnungen wird man in diesen Texten nicht finden. Die Akteure verkörpern keine bestimmte Figur, sondern fungieren eher als Träger von Gedanken und Stimmungen. Dabei geraten auch Geschlechterrollen ins Wanken: Männliche Darsteller sprechen den Text von Frauen, die Darstellerin den Text von Männern. Eine Herausforderung für die drei Schauspieler, die den Abend bestreiten, sagt Nestroy-Preisträger Andreas Patton.

Mit "Hub" erweist sich Elke Krystufek als Autorin von Texten, die das abgründige Beziehungsballett der Geschlechter pointiert und durchaus humorvoll einfangen kann. Streckenweise wirkt der Text aber auch banal, etwa wenn die nicht allzu neue Klage über die Unvereinbarkeit von promiskuitivem Begehren und Liebesbeziehungen angestimmt wird. Auch die zwischendurch eingespielten Projektionen wirkten teilweise wie willkürlich ausgewählte Urlaubsvideos und Pausenfüller. Dass Elke Krystufeks Texte ihre stärkste Wirkung auf einer Theaterbühne entfalten, hat der Premieren-Abend - trotz starker Momente - nicht überzeugend gezeigt.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Elke Krystufek, "Hub", bis 21. April 2011 in der Garage X am Petersplatz und am 5. Mai im Rahmen des Donaufestivals in Krems,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei beiden Veranstaltern ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Garage X - Hub
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