Béjarts "Le concours"

Kriminal-Ballett in der Volksoper

"Le concours" - der Wettbewerb - heißt ein Ballett, das am Sonntag, 17. April 2011, in der Wiener Volksoper Premiere hat. Maurice Béjart hat das Stück 1985 kreiert. Das Originelle dabei: Es gibt nicht nur eine Handlung - es ist also eine narrative Choreographie -, sondern das Thema ist außerdem ein getanzter Krimi.

Kulturjournal, 15.04.2011

Ermittlungen beginnen

Die Rahmenhandlung für den Krimi gibt ein "Concours", also ein Tanzwettbewerb. Die Bühne füllt sich mit jungen Tänzerinnen und Tänzern, sie bereiten sich langsam mit Dehnübungen vor, es gibt getanzte Intermezzi, Soli, Pas de deux, auch größere Formationen und plötzlich: Eine Ballerina liegt tot am Boden, ein Detektiv im Trenchcoat taucht auf und ermittelt.

Es gibt mehrere Verdächtige, die alle ein Tatmotiv haben: die Mutter, die unglücklich war, eine Tochter und nicht einen Sohn geboren zu haben, eine sadistisch angehauchte possessive Tanzlehrerein, ein eifersüchtiger Liebhaber, etc.

Revue-artige Choreographie

Das Ganze wird in kurzen, man könnte sagen: filmischen Sequenzen, mit Rückblenden erzählt, es hat Tempo und Witz. Allerdings ist die Gefahr dabei, ins Clowneske oder Burleske zu schlittern, man muss dabei sehr genau und präzise arbeiten, meint Ballettchef Manuel Legris.

Die Choreographie wird Revue-artig, in hohem Tempo abgespult, wobei den Tänzern auch schauspielerische Fähigkeiten abverlangt werden. Es gibt auch einen Magier, der Zauberkunststücke zum Besten gibt, und sogar einen Pudel. Dabei ist es trotzdem Tanz. Und damit das Publikum den Ermittlungen folgen kann, müssen die Personen der Handlung sehr klar und präzise definiert sein, meint Manuel Legris. Oft hat man in dieser Art von Produktion den Eindruck, dass jeder Akteur seine Persönlichkeit ausdrückt, doch das stimmt überhaupt nicht.

"Die Ballettintrigen"

So wird das Stück zu einem Paradigma von Ballettwettbewerben, und es werden da natürlich einige Klischees bedient, wie die Rivalitäten zwischen Tänzern, ihren Eitelkeiten etc. "Es sind die Klischees, die den Tanz begleiten", so Legris. "Gleichzeitig war es das Genie Maurice Béjart, das daraus etwas Theatralisches gemacht hat, und der alle Fäden zieht, die mit diesen Wettbewerben verbunden sind, man könnte sagen: die Ballettintrigen."

Maurice Béjart hat das Stück selbst geschrieben und choreographiert, die Uraufführung fand 1985 in Brüssel statt. Manuel Legris hat 1999 an der Pariser Oper selbst den Detektiv getanzt. Die in der Volksoper gezeigte Choreographie ist dieselbe, dafür garantiert Bertrand d'At, der jahrelang bei Béjart getanzt hat und als Repetitor fungiert hat, er hat die Wiener Aufführung auch einstudiert.

Für Manuel Legris ist "Le concours" auch die Möglichkeit, die Tänzer sowohl der Volksoper wie der Staatsoper einmal zusammen auftreten zu lassen.

Service

"Le concours", Ballett von Maurice Béjart, ab 17. April 2011, Volksoper Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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