Wenn der Papst nicht will

Habemus Papam

Ein Papst sollte kein Lampenfieber haben und auch sonst stressresistent sein. Was passiert, wenn das nicht so ist, zeigt Nani Moretti in seinem neuen Film "Habemus Papam". Ein Papst, der nach der Wahl sein Amt nicht antreten will. Ein atheistischer Psychotherapeut versucht, den neuen Heiligen Vater zu therapieren. Das sind die Zutaten zu dieser Komödie mit Tiefgang.

Kultur aktuell, 19.04.2011

Die Last der Verantwortung

Ein Schrei des neuen Papstes, der partout nicht auf die Petersdom-Loggia kommen will, um nach seiner Wahl die Gläubigen zu grüßen, ist die Schlüsselstelle des Films. Die Last der Verantwortung ist für den neuen Papst einfach zu groß. Übereinstimmungen mit dem wahren Leben sind explizit erwünscht. Hat doch auch Benedikt XVI. gesagt, dass er noch während der Wahl gehofft habe, dieser Kelch möge an ihm vorüber gehen.


Das Amt ist eigentlich für jeden zu groß, sagt Regisseur Nanni Moretti: "Alle Päpste haben im Moment ihrer Wahl das Gefühl, sie seien der Aufgabe nicht gewachsen. Und wenn sie es nicht sagen - so denken sie es zumindest. Glaube ich. Der Papst im Film hat eben nur noch mehr Zweifel als die anderen."

Zwei Welten treffen aufeinander

Während Josef Ratzinger das Amt dann doch angenommen hat, will das der Filmpapst, gespielt von Michel Piccoli, nicht.

Und so wird von den Kardinälen ein Psychotherapeut gerufen. Dieser, gespielt von Nanni Moretti selbst, ist die Antithese zu den Vorstellungen des Vatikans. Nicht nur Atheist sondern auch mit einer pragmatisch psychoanalytischen Grundeinstellung ausgestattet, treffen hier zwei Welten aufeinander. Und so wird die erste Sitzung gleich zum Desaster. Die Kardinäle stehen im Halbkreis um den Papst und verfolgen angstvoll und angespannt die Situation. Kein ideales Setting für eine Therapiestunde - wenn der Glaube fehlt.

Papst inkognito

Und so macht sich der Filmpapst dann auch aus dem Staub um inkognito in Rom den Mut zu finden, das Amt doch anzutreten. Während dessen muss der Therapeut die Kardinäle im Vatikan beschäftigt halten. Die Medien suchen nach Erklärungen und der Papst übernachtet unerkannt im Hotel, besucht Theaterproben und philosophiert in der U-Bahn vor einem gleichgültigen Publikum über Gott und die Welt.

Zum Schluss findet der Papst doch den Mut zum Amt - bis dahin sind viele Lacher garantiert. Aber es ist auch ein Film zum Nachdenken - über die Frage wie wir mit scheinbar unlösbaren Problemen umgehen können so, Regisseur Moretti: "Es ist ein Film, in dem es um die hohen Erwartungen der Anderen in die eigene Person geht."

Drehorte nachgebaut

In manchen Gesten und Sätzen leuchtet die Person von Johannes Paul II. durch. Auch das ist natürlich eine gewollte Anspielung. Unterstützung aus dem Vatikan hat es für den Film nicht gegeben. Das Drehen an Originalschauplätzen war deshalb nicht möglich - und so wurde viel in der Cinecitta nachgebaut.

Obwohl bereits in Italien gestartet, wurde "Habemus Papam" auch für den diesjährigen Wettbewerb um die Goldene Palme des Festivals in Cannes nominiert.

Mehr zum Thema

religion.ORF.at