Die Courage der Zivilgesellschaft

Radiokolleg zum Mitreden

Viele engagierte Hörerinnen und Hörer nutzten die Möglichkeit, am Ende der Radiokolleg-Woche im Radiokulturkaffee mit Expert/innen aus der Sendung zu diskutieren. Der Mitschnitt der Veranstaltung.

Unterstützt von den Gästen am Podium: der Nahostexpertin Karin Kneissl, dem Filmemacher Erwin Wagenhofer, Rechtsanwalt Josef Phillip Bischof und Susi Bali vom Verein für Zivilcourage und Antirassismus Arbeit entwickelten sich rege Diskussion.

Radiokolleg zum Mitreden

Die Diskussion im ORF-Kulturcafe zum Nachhören.

Mut zum Handeln

Bewiesen Schülerinnen und Schüler des BORG 3 am 13. Oktober 2010. An diesem Tag sollte 14-jährige Araksi Manukjan in der Schule von der Fremdenpolizei verhaftet und in Schubhaft genommen werden. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler reagierten prompt. Sie informierten die Medien und sie organisierten Protestveranstaltungen, um die Abschiebung zu verhindern. Beim "Radiokolleg zum Mitreden" saßen Schülervertreter und Lehrer im Publikum und berichteten von ihrer Motivation, sich für Araksi einzusetzen.

Politische Bildung hautnah miterlebt: Gegen den politischen Willen der öffentlichen Repräsentanten traten die Jugendlichen für den Schutz des Mädchens ein und bewiesen damit Zivilcourage.

Zivilcourage - ein Delikt?

Auch beim "Radiokolleg zum Mitreden" entfachte der Paragraph 278 a heiße Diskussionen. Jenes Gesetz also, das in seiner aktuellen Formulierung den Behörden erlaubt, zivilen Ungehorsam mit allen zur Verfügung stehenden ermittlungstechnischen Möglichkeiten zu verfolgen. Wer verdächtigt wird, nach Paragraph 278 a terroristische Aktivitäten zu planen, wird nicht nur mit allen Mitteln des "großen Lauschangriff" verfolgt, sondern kann auch für Monate in Untersuchungshaft genommen werden.

Das problematische am Paragraphen 278, Absatz a und b sind ungenaue Formulierungen im 2. Punkt des Gesetzes, erklärte der Anwalt Josef Phillip Bischof. "Der Vorwurf richtet sich gegen die Gründung einer Organisation, die - ich zitiere: dadurch eine Bereicherung in großem Umfang oder erheblichen Einfluss auf Politik oder Wirtschaft anstrebt. Was ist ein erheblicher Einfluss? Das wird im Gesetz nicht definiert."

Motor der gesellschaftlichen Entwicklung

Wer Zivilcourage beweist, orientiert sich an den Menschenrechten. Couragierte Menschen wollen sich aktiv einbringen und nicht weg schauen, wenn Unrecht geschieht. Dass eine Idee a la longue stärker sein kann, als jede Armee der Welt, beweisen die Menschen im nahen Osten, meinte die Nahostexpertin Karin Kneissl.

Trotz massiver militärischer Interventionen seitens der Machthaber halten die Menschen an ihren Forderungen fest. Viele von ihnen bezahlen ihr Engagement mit dem Leben. Doch einen Erfolg können die Vertreter der Demokratiebewegung bereits verbuchen. Ihr Engagement entwirft ein Neues Bild von der Zivilgesellschaft im Nahen Osten. Diskussionen um Terrorismus und Extremismus werden damit an den Rand gedrängt.

Zivilcourage will gelernt sein

Die Zivilcourage Trainerin Susi Bali berichtete anschaulich, wie man sich in sozialen Stresssituationen Unterstützung holt. Denn kompetentes Reagieren deeskaliert gefährliche Situationen. Das lässt sich lernen.

Dieser Mut wird aber nicht eingeübt. Die Zivilcourage - Trainerin Susi Bali erklärte, wie sich Zivilcourage auch Lernen lässt.

Man kann den Menschen nicht verwehren zu denken, was sie wollen

Schrieb bereits der Aufklärer Friedrich Schiller und forderte die Freiheit der Kunst. Dass Kunst ein Mittel ist, die Zivilgesellschaft zu stärken und couragiertes Handeln zu fördern, stellt der Filmemacher Erwin Wagenhofer unter Beweis.

Mit seinen Filmen, die "eigentlich ganz einfache Fragen behandeln, wie: Wo kommt das Essen her? Wohin geht das Geld? Und: Warum werden Menschen ausgegrenzt", so Erwin Wagenhofer, stellt er Kontexte her und macht politische Interessen sichtbar. Beim "Radiokolleg zum Mitreden“ berichtete er über die Verantwortung eines Filmemachers sich zu Wort zu melden. Denn in demokratischen Gesellschaften ist Zivilcourage Teil des politischen Lebens.