Elf Ur- und Erstaufführungen an der Burg
Hartmann präsentiert seine nächsten Pläne
Für Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann waren die vergangenen Wochen nicht gerade angenehm. Die Premiere von "Lulu" musste abgesagt werden, weil Schauspielstar Birgit Minichmayr ausgestiegen ist. In Zeitungsberichten war generell von schlechter Stimmung im Burgtheater die Rede.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 06.05.2011
Matthias Hartmann wollte sich nach außen hin vom Ärger über die Absage von "Lulu" nicht aus der Ruhe bringen lassen. Was war eigentlich geschehen? Der Regisseur Jan Bosse und Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr hatten sich bei den Proben zu "Lulu" entzweit. Der Star schmiss das Handtuch, ein in Theater und Oper wahrlich nicht seltener Vorgang.
Matthias Hartmann: "Noch bevor wir das der Presse melden konnten, ist es - wie auch immer, dieses Theater ist sehr porös - an eine Gratiszeitung gelangt, die das als Allererstes gemeldet hat, und das verknüpft hat mit einem Gerücht über schlechte Stimmung. Das hat die APA weitergetragen und so hatte ich mich fortan überall zu verantworten. Dinge wurden kausal verknüpft, die überhaupt nichts miteinander zu tun hatten."
Daraus wurde plötzlich einer der ach so beliebten Wiener Theaterskandale, der bis in österreichische und deutsche Qualitätsmedien weiterverbreitet wurde. Weder von Jan Bosse noch von Birigit Minichmayr gibt es dazu Stellungnahmen und auch keine anderen Stimmen belegten die schlechte Stimmung.
Kein "Schönwetterkapitän "
"Das ist eine schöne, interessante, für mich neue, aufregende Geschichte und viele sagen: Matthias, jetzt bist du in Österreich angekommen", erzählt Hartmann. "Es konnte ja nicht immer so weitergehen. Dass es nicht immer so weitergehen konnte, war mir insofern auch klar, weil ich nicht als Schönwetterkapitän hier angetreten bin."
Warum es so gekommen war, begründet Hartmann damit, dass er bei einer Ausstellungseröffnung neben Eva Dichand stand, ohne sie zu erkennen. "Jetzt tickt die Zeituhr. Ich muss damit leben." Und Hartmann wird es überleben, denn das Haus steht heute künstlerisch und auslastungsmäßig bestens da. Jan Bosse wird in der nächsten Spielzeit wieder inszenieren. Und Birgit Minichmayr soll in dem bereits bestehenden Bühnenbild die Lulu unter einem anderen Regisseur spielen, so Hartmann.
Brandauer kehrt zurück
Auch sonst wird Kurs gehalten: Hartmanns umjubelte, großartige "Krieg und Frieden"-Inszenierung übersiedelt vom Kasino ins Haupthaus und er wird im September Kleists "Der zerbrochene Krug" mit Michael Maertens als Dorfrichter Adam inszenieren. Den hat ja Klaus Maria Brandauer vor kurzem im Berliner Ensemble gespielt. Dieser kehrt jetzt wieder ans Burgtheater zurück als Hofreiter in Schnitzlers "Das weite Land". Außerdem gibt es viel Shakespeare, "Romeo und Julia" neu und das selten gespielte Stück "Perikles".
"Der Spielplan wird in dieser Spielzeit ausgezeichnet durch elf Ur- und Erstaufführungen", so Hartmann. "Das ist ein Novum in der Geschichte des Burgtheaters." Darunter ein neues Stück von Thomas Winterberg, die österreichische Erstaufführung von Jelineks "Winterreise", Uraufführung von Pollesch, Schimmelpfennig und anderen, sowie Handkes "Immer noch Sturm", eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen.
Textfassung: Ruth Halle
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