Führung durch die Wallfahrtskirche

Die Legende von St. Wolfgang

St. Wolfgang im Salzkammergut ist einer der bekanntesten Fremdenverkehrsorte Österreichs. Grund dafür ist die malerische Lage am Wolfgangsee und natürlich das Hotel "Weisses Rössl". Erkenntnisreich und vor allem unterhaltsam ist eine Führung mit dem ehemaligen "Rössl-Wirt" Helmut Peter durch die berühmte Kirche von St. Wolfgang.

Alles begann mit einem Beil-Wurf, erzählt man sich seit Hunderten Jahren im Salzkammergut. Im Jahr 967 reiste Wolfgang, der damalige Bischof von Regensburg, in die malerische Seenregion. In der Gegend des Falkensteins soll Wolfgang sein Beil genommen und geworfen haben. Dort, wo es landete, sollte er später eigenhändig eine Kirche bauen. Das Beil flog ... und flog ... und flog ... und landete vier Kilometer weit entfernt! So erstaunlich dieser Wurf war, noch erstaunlicher ist, dass der Mann die Axt wieder finden konnte. Das meint scherzhaft Helmut Peter, der ehemalige Wirt des berühmten Hotels in St. Wolfgang, des "Weissen Rössl".

Christliche Pilgerstätte

Die Legende rund um den Heiligen Wolfgang ist auf zahlreichen Gemälden im Kircheninneren dargestellt - eben jener Kirche, die dort steht, wo das Beil landete. Ab und zu führt Helmut Peter Gäste durch die berühmte Wallfahrtskirche von St. Wolfgang. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.

Seit 1291 gibt es urkundliche Berichte von Wallfahrten zum "Kirchlein im Wolfgangland". Der Höhepunkt der Wallfahrten war im 15. und 16. Jahrhundert erreicht. St. Wolfgang war damals nach Rom, Aachen und Einsiedeln die viertgrößte christliche Pilgerstätte. Der wachsenden Pilgerschar entsprechend, musste auch das kleine Gotteshaus mehrmals vergrößert werden. Heute weist die imposante Kirche romanische, gotische und barocke Elemente auf.

Pakt mit dem Teufel

Auf einer Bildtafel aus dem Jahr 1600 sieht man etwa, wie sich der Himmel über Wolfgang auftut und er den Auftrag erhält, eine Kirche zu bauen. Das Problem: Wolfgang war Einsiedler brauchte für ein derartiges Unterfangen aber einen Helfer, erklärt Helmut Peter. Der kluge Mann löste das Problem indem er kurzerhand einen Pakt mit dem Teufel schloss!

"Und das ist eine Traumgeschichte" erzählt der einstige Hotelwirt begeistert. Der Legende nach geschah Folgendes: Der Heilige Wolfgang hat verschlafen. Er hat das Morgengebet verpasst und um sich zu strafen, stößt er selbst seine Hände und Füße an den Felsen. "Aber der liebe Gott hat gesagt 'das geht ja nicht', wenn er sich die Hände und Füße kaputt macht, dann kann er ja keine Kirche bauen." Auf der nächsten Tafel sieht man die Lösung des Problems: Der Stein wurde weich wie Wachs.

Den Teufel gelinkt

Auf einem weiteren Bild erfahren die erstaunten Besucher, wie die Geschichte weitergeht: Für die Hilfe beim Kirchenbau verlangte der Teufel - natürlich - einen Preis. Als Entlohnung versprach Bischof Wolfgang dem Teufel: Der erste Pilger, der nach Fertigstellung die Kirche betritt, solle ihm gehören.

Der Teufel hilft daraufhin beim Bau der Kirche. Am Tag der Eröffnung steht Wolfgang früh auf, geht auf die Jagd und fängt einen Wolf. Er verkleidet den Wolf, schickt ihn als Pilger in die Kirche. "Der Teufel schießt hernieder, um seine Beute zu holen", schildert Helmut Peter, "merkt, dass er betrogen wurde und zerreißt den armen Wolf in der Luft. Und seither baut der Teufel keine Kirchen mehr."

Berühmter Pacher-Altar

Die romanische Kirche von St. Wolfgang, 1183 erstmals urkundlich erwähnt, wurde mehrfach erweitert, da im 14. und im 15. Jahrhundert immer mehr Gläubige aus den unterschiedlichsten Ländern nach St. Wolfgang pilgerten. Künstler aus ganz Europa gestalteten das Gotteshaus. Besonders eindrucksvoll ist der mächtige, 1481 fertiggestellte Flügelaltar Michael Pachers, eines Künstlers aus Bruneck im heutigen Südtirol.

"Der Altar ist wie ein riesiger Baukasten", erklärt Helmut Peter. Um die 350 Kilometer weite Strecke zu überwinden war es notwendig, den Altar zerlegen zu können. Die Einzelteile wurden auf Ochsenkarren verladen, das Pustertal hinaus und über den Brennerpass gebracht. Über den Inn wurde der Altar verschifft und wieder auf Ochsenkarren nach St. Wolfgang verfrachtet. "Wir haben das unvorstellbare Glück", schwärmt der einstige Rösslwirt, "dass dieser Altar praktisch unverändert diese 530 Jahre überstanden hat."

Service

Marie-Theres Arnbom und Gerhard Trumler, "Wolfgangsee", Brandstätter Verlag

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Hotel Weisses Rössl

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