Subventionen gestrichen

Kammeroper vor dem Aus?

1953 gründete der aus Ungarn stammende Dirigent Hans Gabor die Wiener Kammeroper, die sich im Laufe der Jahrzehnte als fester Bestandteil des kulturellen Wiens etablierte. Auf dem Spielplan stehen ausschließlich Raritäten bzw. österreichische Erstaufführungen, die nicht zum Repertoire der großen Häuser zählen. Jetzt kürzt der Bund seine Subventionen schrittweise auf null.

Kulturjournal, 09.05.2011

Es ist nicht das herkömmliche Gejammere ums Geld, sondern der ziemlich dramatische Kampf einer Kulturinstitution ums Überleben. Bereits 2009 wurden die Subventionen des Bundes rückwirkend von 650.000 auf 300.000 Euro gekürzt. Ebenso 2010. Heuer hätte es gar nicht mehr geben sollen.

Erst nach langwierigen Gesprächen billigte Kulturministerin Claudia Schmied dem Haus ein allerletztes Mal 150.000 Euro zu. Argument der Ministerin: Die Wiener Kammeroper sollte von der Stadt Wien subventioniert werden, die jetzt bereits 700.000 Euro zahlt. Außerdem hätten die vorgelegten Projekte nicht den Förderungs-Schwerpunkten entsprochen. Moniert wurde unter anderem die Pflege der Barockoper statt eines zeitgenössischen Repertoires.

Stimmt nicht, sagt Holger Bleck, gemeinsam mit Isabella Gabor Direktor des Hauses. 40 bis 50 Prozent der gespielten Werke seien österreichische Erst- oder gar Uraufführungen. Die Anzahlt der Produktionen wurde bereits reduziert, die 14 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hauses müssen durch Kündigungen auf maximal sechs reduziert werden. "Das tut natürlich besonders weh", sagt Bleck, "weil wir ein kleines, aber extrem gut eingespieltes Team sind.

Partner gesucht

Da das Haus ab 2012 ausschließlich von den durch die Stadt Wien zur Verfügung gestellten 700.000 Euro wird leben müssen, ist man nun auf der Suche nach neuen Konzepten, um die Kammeroper als Spielort zu erhalten.

"Das schafft die Wiener Kammeroper nicht alleine", meint Bleck, "dazu bedarf es Partner in Wien. Diese Partner können freie Gruppen sein bis hin zu bekannten und etablierten Operngruppierungen wie die Neue Oper Wien, wie Taschenoper etcetera. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auch ist bekannt, dass Roland Geyer (Anm.: Intendant des Theater an der Wien) mit Kammeroper gerne reüssieren möchte und es auch teilweise schon tut. Auch das ist denkbar, aber in solch einem Fall nicht in der Art, dass das Theater an der Wien die Kammeroper dominieren darf."

Vor allem Isabella Gabor sieht das Lebendwerk ihres verstorbenen Mannes gefährdet, an dem weit mehr als "nur" das kleine Haus am Wiener Fleischmarkt hängt: "Wir sollten eigentlich in zwei Jahren unser 60-jähriges Jubiläum feiern. Noch dazu haben wir hier seit 30 Jahren den Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerb, der auch ein fixer Bestandteil der Wiener Kammeroper ist. Wenn das alles ein bisschen ins Wanken gerät, dann fühlt man sich natürlich ziemlich schlecht."

Nachfolge nicht einfach

Noch zwei Dinge zum Schluss, die es zu bedenken gilt: Die Wiener Kammeroper zahlt für alle Räumlichkeiten, die sie am Fleischmarkt 24 nutzt, eine noch aus den 1960er Jahren stammende für heutige Verhältnisse lächerlich geringe Miete, die im Falle der Auflösung des Theaters für jeden anderen Nachmieter den heutigen Verhältnissen angepasst und damit nahezu unerschwinglich würde.

Und auch der Name des mit der Kammeroper untrennbar verbundenen Internationalen Hans Gabor Belvedere Gesangswettbewerbs ist rechtlich geschützt und kann daher nicht so einfach so von irgendjemandem übernommen werden.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen in der Wiener Kammeroper ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Wiener Kammeroper