Fiese Fabeln von David Sedaris

Das Leben ist kein Streichelzoo

Sedaris' Leben scheint sehr ereignisreich gewesen zu sein, wenn man seinen Büchern glauben darf. Das Werk des Bestsellerautors besteht vorwiegend aus autobiografischen Anekdoten - pointiert, bissig und natürlich alles ein wenig überzogen.

Seit den späten 1970er Jahren führt David Sedaris Tagebuch, lange bevor sich eine Karriere als Autor abzeichnete. Diese Karriere begann mit einem Auftritt in einer Radiosendung. Sedaris präsentierte dort seine satirischen "SantaLandDiaries" - Tagebucheinträge über seine Arbeit als Weihnachtself in einem Kaufhaus.

Dass die "SantaLandDiaries" zu einem Erfolg wurden, sieht David Sedaris in der Tatsache, dass viele Amerikaner dieser Festivität überdrüssig sind. Denn an Weihnachten in den Vereinigten Staaten gibt es kein Vorbei. In diesen Tagebucheinträgen ging es Sedaris aber weniger um Weihnachten an sich, sondern darum, wie sich Menschen in Stresssituation verhalten. Und derartige Beobachtungen sind genauso gut bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen möglich (wenn auch nicht in einem lächerlichen Elfenkostüm). "Flughafensicherheit" ist übrigens nur eines der vielen deutschen Wörter, die David Sedaris im Gespräch immer wieder einstreut.

Erstes Buch 1994 veröffentlicht

Dank des Erfolges der Radioshow dauerte es nicht lange, bis ein Verlag bei Sedaris anklopfte, um seine Geschichten zu veröffentlichen. 1994 erschien sein erstes Buch "Fuselfieber", es folgten Bestseller wie "Nackt" oder "Ich ein Tag sprechen hübsch". David Sedaris thematisiert darin alles Mögliche aus seinem Leben: seine erfolglosen Versuche, sich als Künstler zu etablieren, seine teils recht skurril anmutenden Arbeitsplätze (etwa als Möbelpacker bei einem Spediteur - Sedaris ist sehr klein und zart) und natürlich seine Familie.

Bei derartigen Anekdoten stellt sich unweigerlich die Frage, wie eigentlich die Familie des Autors darauf reagiert. David Sedaris stellt sofort klar, dass er nichts ohne deren Genehmigung veröffentlicht. Trotzdem zog die Popularität von David Sedaris ungeahnte Folgen für die Familie nach sich. Etwa bei einem Streit einer seiner Schwestern mit ihrem Nachbarn. Dieser versuchte sie einzuschüchtern, indem er behauptete alles über sie zu wissen, weil er ein Buch ihres Bruders gelesen hatte: mit wem sie im Bett war und dass sie heimlich verheiratet sei. Dabei steht in dem Buch nur, dass sie einmal eine Schildkröte als Haustier hatte.

Tierische Kurzgeschichten

Dass sein Schreiben derartige Konsequenzen für seine Familie haben könnte, hat David Sedaris jedenfalls nicht vorhergesehen. Vielleicht hat er sich gerade deswegen auf Abwege begeben: Sein aktuelles Buch - "Das Leben ist kein Streichelzoo" - ist eine Sammlung "tierischer" Kurzgeschichten.

Inspiriert hat ihn dazu südafrikanische Folklore, die ihm aber nicht gefiel. Etwa die Geschichte über die Hochzeit eines Löwen mit einer Giraffe, die von ihrem Ehepartner noch in der Hochzeitsnacht getötet wurde. Die nicht gerade überraschende Moral von der Geschichte: Pass auf, wen du heiratest. Sedaris war überzeugt, dass er derartige Geschichten besser schreiben konnte.

Im deutschen Untertitel werden diese Kurzgeschichten übrigens als "Fiese Fabeln" bezeichnet, auch wenn sie - Sedaris zufolge - nur selten eine Moral besitzen. Menschliche Charakterschwächen werden - etwas zu bemüht - ironisch anhand dieser Tiergeschichten bloßgestellt. Leider oft ohne Überraschungseffekt. Denn was Sedaris an der Geschichte mit dem Löwen und Giraffe kritisierte - "Pass auf, wen du heiratest!" - taucht dann in seinem neuen Buch auf.

Und die Moral von dieser Geschichte? Pass auf, welches Haustier du dir anschaffst!