New York City Players in Wien

"Neutral Hero" im Schauspielhaus

Mit ihrer Theatersprache, in der Text, Musik und die Körper der Darsteller eine gleichermaßen wichtige Rolle spielen, konterkarieren die New York City Players die Stilmittel des traditionellen Theaters. Mit Maxwells neuestem Stück "Neutral Hero" ist das Ensemble bei den Wiener Festwochen zu Gast.

Die Figur des Helden und die Stereotypen, die in Heldengeschichten und -biografien zu finden sind, stehen im Mittelpunkt der Produktion. Vor wenigen Tagen wurde "Neutral Hero" in Brüssel uraufgeführt und ist nun im Wiener Schauspielhaus zu sehen.

Kulturjournal, 13.05.2011

Der typische amerikanische Held kommt aus schwierigen Familienverhältnissen; er wächst in einer Kleinstadt auf, der er eines Tages entflieht; in einer fremden Umgebung muss er sich als Außenseiter durchschlagen und wird durch diesen Schmerz schließlich stark: So lautet die Heldengeschichte, die das zwölfköpfige Ensemble der New York City Players im Stück "Neutral Hero" erzählt. Dabei arbeitet die Theatergruppe vor allem mit Monologen und Musik.

Die Darsteller agieren scheinbar emotionslos; im Halbkreis aufgestellte Sessel sind die einzigen Bühnenrequisiten. Doch der Schein trügt: Das Stück und die Figuren seien voller Emotion, erklärt Theaterleiter Richard Maxwell, der das Stück geschrieben und inszeniert hat. Was er in seiner Arbeit allerdings entschieden ablehne, sei die im Theater sonst übliche Nachahmung von Gefühlen.

Heldenepen sind überall gleich

Die Geschichte und die Figuren für sich selbst sprechen zu lassen, ohne theatralisch noch etwas draufzusetzen, zählt zu den obersten Prinzipien in der Theaterarbeit von Richard Maxwell und seinen New York City Players. In "Neutral Hero" untersucht die Theatergruppe auf diese Weise stereotype Heldengeschichten und -biografien. Manches werde überall auf der Welt und zu jeder Zeit gleich erzählt, so Maxwell, und er hat auch einige Beispiele parat:

"Telemaxos macht sich auf die Suche nach seinem Vater Odysseus. Praktisch jeder Held hat eine Familiengeschichte. Sehen Sie sich etwa Luke Skywalker in 'Star Wars' an. Heldengeschichten sind einander oft erstaunlich ähnlich: Das können Sie vom Gilgamesch-Epos bis hin zum Film 'Avatar' beobachten."

"Text, Musik und Körper"

Nicht nur Text und Inszenierung, auch die Musik stammt von Richard Maxwell. Mit Gitarre, Laute, Orgel und Schlagwerk ausgestattet, fungieren Teile des Ensembles als Kammerorchester. Die Musik fungiere bei ihm als gleichberechtigtes Ausdrucksmittel neben der Sprache und den Bewegungsabläufen auf der Bühne, so Maxwell, der seine Arbeit auf eine einfache Formel bringt: Text, Musik und Körper.

Wie bedeutend europäische Häuser und Festivals für Theatergruppen wie die New York City Players sind, zeigt der akutelle Tourplan des Ensembles: Mit "Neutral Hero" geht es in diesem Frühjahr durch Deutschland und Frankreich, während das Stück in New York frühestens nächstes Jahr zu sehen sein wird.

Textfassung: Ruth Halle