Verwunderung über Tonfall

Opposition gibt Treichl teilweise recht

Die scharfen Worte von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl in Richtung Politiker - "zu blöd und zu feig" - haben aufgerüttelt - zumindest die SPÖ. Während die ÖVP dazu schweigt, wirft die SPÖ Treichl Arroganz und Abgehobenheit vor. Doch die Opposition gibt Treichl zum Teil recht.

Morgenjournal, 16.05.2011

Wahrer Kern

Die Grünen erkennen einen wahren Kern in Treichls Aussagen, wie Budgetsprecher Werner Kogler erläutert: "Auch die Grünen kritisieren regelmäßig, dass die Kredite in die Realwirtschaft gegenüber den spekulativen Veranlagungen wesentlich schlechter gestellt sind. Das ist ein Unsinn. Das sind die Ursachen für Krisen. Der Ton ist für einen Bankdirektor vielleicht ein bisschen unüblich, aber ich will da jetzt nicht gegenrechnen und Öl ins Feuer gießen."

Fehler der Politik

BZÖ-Chef Josef Bucher stimmt zu, die Kreditvergaben seien falsch: "Die Leichtfertigkeit auf europäischer Ebene, nämlich Griechenland beispielsweise unter die Arme zu greifen, das ist ein massiver Fehler der Politik gewesen. Verwundert bin ich über die Aussage eines Bankers, wenn er die Politiker beschimpft gerade nach einigen Jahren, wo wir den Banken massiv geholfen haben, bzw. der Steuerzahler massiv geholfen hat. Und da sollte man den Mund eher nicht so voll nehmen."

"Unanständigkeit in Person"

Und FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky meint Treichl habe recht, aber "wir sind damit nicht gemeint". Er treffe damit seine eigenen Parteifreunde, die ÖVP-Finanzminister. "Da mag es sein, dass hier die Attribute des Herrn Treichl zutreffen. Nur Faktum ist, der Herr Trreichl ist aus meiner Sicht die personifizierte Unanständigkeit. Nimmt Staatshilfe im Milliardenausmaß und schimpft nachher und zahlt sich selbst Millionenhonorare aus." Unstimmig sei das, so Vilimsky.

SPÖ: "Raffgier, Abgehobenheit, Arroganz"

Hintergrund der pauschalen Abrechnung mit der Politik war Treichls Kritik an der erschwerten Kreditvergabe für mittelständische Unternehmen, während gleichzeitig auf die Sicherung von Staatsanleihen (Stichwort Griechenland) weniger geschaut werde. Mehr dazu in oesterreich.ORF.at

SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayers Antwort auf Treichl in der ZiB: "Es gibt ein schlechtes Bild, wenn man zuerst die Politik und die Menschen um Hilfe bittet und dann, wenn man die Hilfe bekommen hat, Raffgier und Abgehobenheit an den Tag legt. Damals ist den Bankmanagern Angst ins Gesicht geschrieben gewesen, jetzt weicht das wieder der Arroganz." Mehr dazu in tvthek.ORF.at

Am Donnerstag hatte die Erste Group die Verdoppelung der Aufsichtsratsgagen beschlossen. Das hatte bei Aktionären und Politik für Unmut gesorgt. Mehr dazu in news.ORF.at