Dea Lohers "Diebe"
Die Welt ist ein Mühlrad
Ein großes Mühlrad, das Andreas Kriegenburg für die Produktion am Deutschen Theater Berlin bauen ließ, schaufelt die Figuren und Geschichten gleichsam auf die Bühne. Die Produktion "Diebe" sehen viele als Höhepunkt der bisherigen gemeinsamen Arbeit von Dea Loher und Andreas Kriegenburg.
26. April 2017, 12:23
Kultur aktuell, 19.05.2011
Den Blick nach vorne
Da ist etwa Monika, eine Supermarktverkäuferin, die sich vor dem großen Karrieresprung wähnt und beginnt, für ihren neuen Job niederländisch zu lernen, dann aber gefeuert und von ihrem Mann verlassen wird. Oder eine Frau, die seit 43 Jahren in einem Hotelzimmer auf ihren Ehemann wartet, der damals in den Flitterwochen eigentlich nur einen Spaziergang machen wollte und nicht mehr aufgetaucht ist. Die Menschen, die in Dea Lohers "Diebe" mit ihrem Schicksal zurechtzukommen versuchen, hätten einige Gemeinsamkeiten, wie etwa ihren "starrsinnigen Optimismus", so Regisseur Andreas Kriegenburg.
Eine neue Dea Loher
Kriegenburg zeigt Menschen, die "am unteren Level der bürgerlichen Normalität leben". Als würden sie - eben wie Diebe - in einer fremden Wohnung umherschleichen, so distanziert und entfremdet seien diese Menschen von ihrer eigenen Lebensrealität, so der Regisseur.
Geradezu liebevoll behandelt die Autorin Dea Loher die zwölf Figuren, erzählt ihre Geschichten und lässt sie in immer neuen Konstellationen aufeinandertreffen. Die Szenen, die dabei entstehen, sind voller Leichtigkeit und groteskem Humor - damit habe die Autorin ganz neue Wege beschritten, erklärt Andreas Kriegenburg. Mit ihrem letzten Stück "Das letzte Feuer" hätte sie einen Grenzpunkt der Schmerzhaftigkeit erreicht, so Kriegenburg über Loher, von dem sie sich einfach wieder entfernen musste. "Für alle, die Dea Loher kennen, wird es überraschend sein, zu sehen, wie komödiantische sie schreiben kann", so der Regisseur.
Höhepunkt der bisherigen Zusammenarbeit
Seit Jahren inszeniert Kriegenburg jedes neue Stück der Dramaturgin und arbeitete mit ihr auch bereits am Thalia Theater in Hamburg und in den Münchner Kammerspielen zusammen. Ihren Umgang mit Sprache einerseits und ihre gesellschaftliche Verantwortung zum anderen schätze er besonders an der Autorin.
Die Produktion "Diebe" sehen viele als Höhepunkt der bisherigen gemeinsamen Arbeit von Dea Loher und Andreas Kriegenburg. Mit dem gigantischen, sich ständig drehenden Mühlrad, mit den schiefen Ebenen und Abgründen, an denen die Protagonisten entlangbalancieren, inszenierte Kriegenburg das Stück auf eine Weise, die Publikum und Kritiker überzeugte. Vergangenes Jahr war die Produktion für den Nestroy-Preis in der Kategorie "Beste deutschsprachige Aufführung" nominiert. Im Rahmen der Wiener Festwochen ist sie nun bis Samstag in der Halle E des Wiener Museumsquartiers zu sehen.
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Wiener Festwochen - Diebe