Diktator hält die Stellung

Gaddafi-Familie angeblich außer Landes

Wie fest hat Muammar Gaddafi Libyen noch im Griff? Seine Familie hat er angeblich zum Teil außer Landes geschickt - mit inszenierten Jubeldemonstrationen macht er währenddessen Stimmung für sich. Gaddafi selbst versucht die Stellung zu halten.

Mittagsjournal, 19.05.2011

Heikel für Tunesien

Die Informationen sind äußerst widersprüchlich: Gaddafis Ehefrau Safia und Tochter Aischa seien nach Tunesien geflohen, heißt es jedenfalls aus tunesischen Sicherheitskreisen. Möglicherweise sei auch Gaddafis Sohn Mohamed dabei. Kurz danach dementiert dies aber die tunesische Regierung: Niemand aus der Gaddafi-Familie ist hier. Wir hätten sie ansonsten schon längst verhaftet, wird der tunesische Innenminister zitiert.

Tunesien ist in einer äußerst heiklen Lage derzeit: die Beziehungen zum Nachbarn Libyen sind höchst angespannt. Der Grund: die anhaltenden Kämpfe im Grenzgebiet. Gaddafi-Truppen greifen dort Berberdörfer an, weil die Berber mit den Aufständischen zusammenarbeiten sollen. Bei den heftigen Kämpfen dort kommt es immer wieder zu Grenzverletzungen. Allein in den letzten 24h sind dutzende Granaten auf Libyen auf tunesischer Seite eingeschlagen.

Grenzverletzungen

Noch gibt es keine Schäden, doch Tunesien will die Grenzverletzungen nicht hinnehmen. Die Regierung in Tunis droht mit harten Gegenmaßnahmen, der UN-Sicherheitsrat soll auch eingeschaltet werden.

Gaddafi unbeeindruckt

Gaddafi selbst zeigt sich einmal mehr unbeeindruckt: in Tripolis lässt er wieder einmal von ihm gesponserte Demonstranten zu seinen Ehren aufmarschieren. Die staatlichen von Gaddafi kontrollierten Fernsehkanäle zeigen Bilder des Jubels und der Unterstützung für Gaddafi im ganzen Land.

Pattsituation

Die Realität im Bürgerkriegsalltag in Libyen ist aber eine andere: die Pattsituation zwischen aufständischer Opposition und Gaddafi-Regime verfestigt sich weiter. Die Opposition kontrolliert den Osten Libyens mit den wichtigsten Städten Bengazi und Misrata, Gaddafi kontrolliert mit Tripolis den Westen des Landes.

Dort wo die beiden gegnerischen Parteien zusammentreffen, wird heftig gekämpft. Auf Internetplattformen der Opposition wird von dutzenden Toten in den letzten Tagen berichtet. Meldungen, die aber nicht überprüfbar sind, da in diesen Kampfgebieten keine Journalisten zugelassen sind.

Nahrung und Medikamente fehlen

Die Lage für die Zivilbevölkerung in Libyen wird jedenfalls von Tag zu Tag prekärer. Die UNO bittet um zusätzliche Spenden für Hilfslieferungen nach Libyen. 1,6 Millionen Menschen in Libyen brauchen Nahrung und Medikamente, 800.000 sind auf der Flucht.