Dialog mit Gott
Goldene Palme an Terrence Malick
Sonntagabend ist das Filmfestival von Cannes zu Ende gegangen. Die Goldene Palme ging an erwartungsgemäß an Terrence Malicks "The Tree of Life". Der österreichische Wettbewerbsbeitrag "Michael", das Filmdebüt von Markus Schleinzer, ging leer aus.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 23.05.2011
Terrence Malick ist der geheimnisvolle Philosoph des anerikanischen Kinos. An "The Tree of Life"hat er über dreißig Jahre gearbeitet. In Jahrzehnten hat er nicht einmal eine Handvoll Filme geschaffen, aber sie gelten vielen als geniale Meisterwerke und Hollywoodstars stellen sich hinten an, um mit ihm zu arbeiten, obwohl er als schwierig und unberechenbar gilt und die Öffentlichkeit, Interviews und Erklärungen zu seinem geheimnisvollen Werk scheut wie der Teufel das Weihwasser.
"Tree of Life" ist Malicks ganz persönlicher Dialog mit Gott und seiner Schöpfung. Immer wieder zitierte er das Buch Hiob, die Aufnahmen des Kosmos, von Magma und Wasserfluten sind überwältigend, selbst die Dinosaurier haben in Malicks Film ihren Auftritt, der von der Geschichte eines Vaters und seiner Söhne im Texas der fünfziger Jahre ausgeht, wo Malick selbst aufgewachsen ist.
Brad Pitt spielt den Vater, Sean Penn den erwachsen gewordenen Sohn, der ihn am Ufer eines Flusses wiedertrifft, der der Jordan ebenso sein könnte wie das Paradies.
Weitere Preise
"Tree of Life" ist bildstarker Film, ein träumender Film. Dies gilt auch für Lars von Triers mit Tristan-Musik geschwängertes, depressives Weltuntergangsdrama "Melancholia". Der dänische Regisseur durfte sich nach seinen halbwitzig gemeinten Nazisagérn ja dem Festivalpalais nicht mehr nähern, seine Hauptdarstellerin, Hollywoodstar Kirsten Dunst holte sich aber der Preis für die beste Darstellerin ab.
Bester männlicher Darsteller wurde der französische Schauspieler Jean Dujardin, weitere Hauprpreise gingen an die belgischen Brüder Dardenne, den Dänen Nicolas Winding Refn für"Drive" und an den Türken Nuri Bilge Ceylan.
Überwiegend düstere Themen
Insgesamt war das heurige Festival von Cannes ein starker Jahrgang, bei dem die Amerikaner lautstark an die Croisette zurückgekehrt sind, der aber auch große künstlerische Würfe zu bieten hatte, wenn auch die Hauptthemen düster waren, nämlich Depression, Weltuntergang und Kindesmissbrauch. In diese fügte sich der österreichische Beitrag - "Michael" von Markus Schleinzer, der einen Pädophilen aus der Täterperspektive zeigt - nahtlos ein ,wenn auch der Film keinen Preis erringen konnte. Das Debüt des Schauspielers Karl Markovics räumte in der Nebenreihe der Quinzaine jedoch den Preis ab.