Die Endlichkeit des Seins
Schön, aber nicht "Biutiful"
Was tut man im Leben, wenn man mit dem sicheren Sterben konfrontiert wird? Ein krebskranker Mann in Barcelona denkt dabei im Drama "Biutiful" vor allem an die Zukunft seiner Kinder.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 24.05.2011
Wie kann man das Richtige tun, wenn man schon mit dem Falschen beginnt? Uxbal, ein Mann Mitte 40 in Barcelona, wird diese Frage bis zum Schluss nicht mehr los werden. Uxbal (Javier Bardem) ist ein Kleinkrimineller - nicht im üblichen Sinne, er ist Vermittler bei der Ausbeutung illegal in Spanien lebender Ausländer, von Afrikanern, die gefälschte Taschen auf der Straße verkaufen oder Chinesen, die am Bau schuften. Wo einerseits das eigene Überleben auf dem Spiel steht - das eigene steht einem am nächsten -, meldet sich andererseits immer wieder auch das Gewissen, etwa wenn die Arbeitskräfte übermäßig ausgebeutet werden.
Angst, Krankheit und Tod
Auch seinen Kindern, für die er das Sorgerecht hat, will Uxbal ein guter Vater sein. Das sei ein Mann, der nicht nur mit der Korruption in der Gesellschaft, sondern auch mit seiner eigenen Korrumpierbarkeit zu kämpfen habe, meint Regisseur Alejandro Gonzalez Inarritu. Er ist bekannt für die Vielschichtigkeit der physischen und moralischen Zumutungen, mit denen er seine Figuren konfrontiert, etwa in Filmen wie "21 Gramm" oder "Babel".
Schuld und die Möglichkeiten von Vergebung stehen dabei stets im Mittelpunkt, aber auch Angst, Krankheit und Tod. Auch Uxbal wird an Krebs sterben. Doch es gäbe hier auch "eine Botschaft der Hoffnung, der Mitmenschlichkeit und des Mitgefühls", meint Hauptdarsteller Javier Bardem.
Keine Moralpredigt
Im Vergleich zu den Schachtelkonstruktionen seiner bisherigen Filme wählt Regisseur Inarritu diesmal eine dramaturgisch gerade Linie, die auch seine Vorliebe für allzu pathetische Momente drosselt und dennoch eine Melancholie und Würde zu verbreiten weiß, die das Elend nicht stilisiert und ausstellt. Es ist schon eine Kunst, aus einer moralisch derart aufgeladenen Atmosphäre keine Moralpredigt zu machen. Ein schöner Film, aber alles andere als "Biutiful".