Die Kunst der Roma
Safe European Home?
Mobilität ist die Voraussetzung für Erfolg in einer globalisierten Welt. Den freiwillig Mobilen stehen die Menschen gegenüber, die auf der Flucht sind vor politischen Verhältnissen in ihrer Heimat, vor Krieg und Hunger. Die neuen und die alten Formen des Reisens werden derzeit bei den Wiener Festwochen thematisiert: in der Installation "Safe European Home?" vor dem Parlament.
26. April 2017, 12:23
Künstler haben eine Art Wagenburg errichtet, um das Reisen aus der Perspektive derer zu beleuchten, die damit seit Jahrhunderten Erfahrung haben: die Roma.
Mittagsjournal, 26.05.2011
Die Wäsche flattert fröhlich im Wind, bunt bemalte Stellwände und ein Wohnwagen skizzieren eine Wagenburg neben der Parlamentsrampe. Eine luftig gezimmerte Behausung ist innen mit knalligen Blütentapeten ausgestattet, ganz dem Klischee entsprechend, wie man sich den Lebensraum von Fahrenden so vorstellt, denn die Besucher sollen beim Klischee abgeholt werden, um sie dann mittels Texten und Bildern an der Wand in die Realität zu führen. Da hängen etwa Fotografien von dunkelhäutigen und weißen Roma, um zu zeigen, dass Roma sehr unterschiedlich aussehen können.
Roma-Künstlerin Delaine Le Bas ist selbst rothaarig, ihre Haut schneeweiß und sommersprossig, denn die Gipsy in Großbritannien sind viel besser integriert als jene in Osteuropa und haben sich immer wieder mit der restlichen Bevölkerung vermischt, wie sie erklärt. Man erfährt auch, dass einige der Top-Fußballspieler in England Roma-Abstammung hätten, das aber als Geheimnis bewahren.
Dokumentarfilme von Roma-Künstlern
Weiteren Einblick in das Leben der Roma erhält man im Inneren des Parlaments, wo dokumentarische Filme von Roma-Künstlern gezeigt werden. Etwa von Milutin Jovanovic, der in seinem Film "Migration" zeigt, wie eine ganze Romasiedlung unter einer Brücke in Belgrad zerstört und in ein Containerdorf umgesiedelt wurde.
Ein Film von Marika Schmiedt befasst sich mit den Roma, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden: ein bisher kaum erforschtes Gebiet. Die Kuratorin der Schau, Susanna Milevska meint, bedenkliche Entwicklungen wie die Zerstörung illegaler Romacamps und die Ausweisung von Roma aus Frankreich machten es dringend nötig, den Roma Gehör zu verschaffen und auf ihre Rechte zu pochen. Einen besseren Ort als das Parlament kann sie sich dafür gar nicht vorstellen.
Langsam setzt sich die Roma-Kunst auch im internationalen Kunstkontext durch: Bei der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig, die am 4. Juni 2011 eröffnet wird, wird es zum zweiten Mal einen Roma-Pavillon geben. Der Großteil der Künstler, die derzeit im Parlament ausgestellt sind, wird auch in Venedig zu sehen sein.
Textfassung: Ruth Halle