Kurzfilm-Festival in Wien
Vienna Independent Shorts
Das Wiener Kurzfilmfestival "Vienna Independent Shorts" geht am 26. Mai 2011 mit der Eröffnung im Gartenbaukino in seine achte Ausgabe. An den sieben Festivaltagen werden 300 Kurzfilme gezeigt, Hauptspielstätte ist dabei das Metro-Kino.
8. April 2017, 21:58
Um den mit 4.000 Euro dotierten Wiener Kurzfilmpreis konkurrieren 29 Filme, darunter gibt es zahlreiche Österreich-Premieren. Ein Tribute ist dem österreichischen Comic-Zeichner und Animationsfilmer Nicolas Mahler gewidmet. Zuletzt war von massiven finanziellen Problemen die Rede gewesen und einem möglichen baldigen "Aus" der Vienna Independent Shorts.
Kulturjournal, 26.05.2011
Vor sieben Jahren waren die Vienna Independent Shorts erstmals an den Start gegangen, damals noch in kleinem Rahmen und mit der lächerlichen Fördersumme von 2.000 Euro. In der Zwischenzeit hat das Festival einen ungeheuren Bedeutungs- und Wachstumsschub erfahren und sich in der internationalen Szene etabliert. Die Professionalisierung des Festivalbetriebs verlangt aber auch nach einem neu angepassten Budget, sagt Programm-Koordinator Daniel Ebner. Die entscheidenden Gespräche sind allerdings erst für September angesetzt.
Fünfminütiger Eröffnungsfilm
Was hat das heurige Festival zu bieten? Gleich der Eröffnungsfilm lässt aufhorchen. Der heißt "Ein einfaches Ereignis", ist gerade einmal fünf Minuten lang und stammt von Arash T. Riahi. Riahi hat ja zuletzt mit "Ein Augenblick Freiheit" nicht nur den Wiener Filmpreis gewonnen, sein Film wurde auch als österreichischer Kandidat 2010 für den Oscar eingereicht.
Im internationalen Wettbewerb ist der diesjährige Sundance-Gewinner "Brick Novax's Diary" von Matt Piedmont zu sehen.
Neben dem Herzstück des Festivals, dem internationalen und nationalen Wettbewerb, gibt es auch heuer wieder einen Schwerpunkt. Der widmet sich den New Communities, Gemeinschaften im virtuellen Raum des Internet also, die für Kurzfilmemacher immer wichtiger werden - als Präsentationsplattform genauso wie als Diskussionsforum.
Zahlreiche Aktivitäten sind im Bereich des Science-Fiction-Films zu bemerken, aber auch bei den humoristischen Formaten. In der Verballhornung des Comichelden-Epos "Superman" erscheint zum Beispiel Batman von Selbstzweifeln geplagt.
Tribute to Nicolas Mahler
Einem Meister des minimalistischen Humors ist auch ein Tribute des heurigen Festivals gewidmet. Der Wiener Comiczeichner Nicolas Mahler hat mit Flaschko, dem Mann in der Heizdecke, und seinem Bürohengst Kratochvil zwei tragikomische Kultfiguren geschaffen. Nach einer eher barocken Anfangszeit, in der seine Figuren noch detailliert und karikaturenhaft gestaltet waren, hat Mahler, wie er erzählt, seinen Zeichenstil radikal verändert.
Mahler hat viele seiner bereits als Bücher erschienenen Comics animiert. Besonders erfolgreich war die Serie rund um seinen autistischen Helden Flaschko, der sein Leben in einer Heizdecke steckend vor dem Fernseher verbringt. Die grotesken Dramen, in die ihn der Alltag stürzt, teilt er einzig mit seiner Mutter.
Mit Max-und-Moritz–Preis ausgezeichnet
Erst letztes Jahr wurde Nicolas Mahler als bester deutschsprachiger Comic-Künstler mit dem renommierten Max-und-Moritz–Preis ausgezeichnet. Bis dorthin war es aber ein langer Weg. Gerade seine Anfänge zu Beginn der 1990er Jahre, erzählt Mahler, waren ausgesprochen mühsam.
Als Comiczeichner mag Mahler mittlerweile etabliert sein, als Filmemacher stößt er hingegen immer noch auf Hindernisse. Vor allem deshalb, weil es keine eigene Förderung für Animationsfilme gibt. Dabei bedeutet die Produktion eines Kurzfilms, so Mahler, ohnehin immer Selbstausbeutung, bei der er wahrscheinlich auf einen Stundenlohn von gerade einmal einem Euro kommt. Dabei gehört er mit seinem minimalistischen Stil noch zu den schnellen Vertretern seines Genres.
Nur wenige Minuten stehen dem Kurzfilm zur Verfügung, um den Zuschauer in seine Welt zu entführen. Deshalb wäre es wohl fairer, bei ihm von der Meisterklasse des filmischen Erzählens zu sprechen und ihn nicht einfach als kleinen Bruder des Spielfilms abzukanzeln, so Mahler.
Textfassung: Ruth Halle