"Gang zum Patentamt" von Ruedi Häusermann

Paul Scheerbarts Wunderwelt

Ein versponnenes Flechtwerk aus Musik, Geräuschen, Text und szenischen Bildern präsentiert der Schweizer Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann im Wiener Theater Akzent. "Gang zum Patentamt" heißt die Produktion. Häusermann greift auf die Ideen des Erfinders und Poeten Paul Scheerbart zurück.

Häusermann hat ein Kompendium von Quartetten für vier präparierte Klaviere geschrieben. Auf Grundlage dieser Kompositionen, sowie der grotesk-phantastischen Texte Scheerbarts hat der Regisseur nun eine, wie er es nennt, "musiktheatralische Einsicht" geschaffen.

Kulturjournal, 27.05.2011

Eine große Werkstatt, voll mit filigranen Konstruktionen aus Rädern, Schnüren und Spiralfedern, mit Schreibmaschinen, Musikinstrumenten und etlichen Kleinutensilien: So sieht die theatrale Welt aus, die Ruedi Häusermann geschaffen hat. Eine Gruppe von Menschen ist hier zugange: Sie werken, musizieren und experimentieren, und sie lassen das Publikum an ihren Erkenntnissen teilhaben.

Ganz ernsthaft ist die Musiker- und Schauspielertruppe am Werk - alles scheint aufeinander abgestimmt, nichts dem Zufall überlassen. Es ist der Versuch, eine Welt mit eigenen Gesetzmäßigkeiten aufzubauen. Genau danach habe auch Paul Scheerbart gestrebt, erklärt der Komponist und Regisseur Ruedi Häusermann. Aus Scheerbarts Zeichnungen und Konstruktionen und aus seiner phantastischen Literatur sprechen Genie und Aberwitz. Mit dem Stück "Gang zum Patentamt", das vergangenes Jahr am Berliner Theater Hebbel am Ufer entstanden ist, will Häusermann in Scheerbarts Gedankenwelt eindringen.

Musikalischer Erfinder

Wie Paul Scheerbart versucht sich auch Ruedi Häusermann als Erfinder - allerdings im musikalischen Bereich. Der Komponist hat ein Kompendium von 25 Quartetten für Klavier geschrieben, wobei auf den Klavieren keine Akkorde, sondern wie bei Streichinstrumenten immer nur eine Stimme gespielt wird. Die Klaviere selbst sind präpariert, erklärt Häusermann.

Die Instrumente werden - wie auch alle anderen Konstruktionen auf der Bühne - ständig neu gruppiert. Es ist ein Bühnenbild im ständigen Wandel, das Häusermann zusammen mit Barbara Ehnes konzipiert hat. So entsteht ein theatrales Geflecht aus Musik und Geräuschen, szenischen Bildern und den grotesk-komischen Texten Paul Scheerbarts.

Es sei einfach schön, in Ideen einzutauchen, die nicht unbedingt einen Zweck haben müssen, so Ruedi Häusermann. Höchstens jenen, den ganzen Abend lang mit großen Augen im Theater zu sitzen und wie ein Kind zu staunen.