Jede dritte Alleinerzieherin betroffen

Alleinerziehend und armutsgefährdet

Eine Studie im Auftrag des Sozialministeriums belegt wissenschaftlich, dass Alleinerziehende ein höheres Armutsrisiko haben. Demnach ist fast jede Dritte der Alleinerzieherinnen armutsgefährdet, und das, obwohl sie im Durchschnitt häufiger erwerbstätig sind und auch mehr arbeiten als Mütter, die in einer Partnerschaft leben.

Mittagsjournal, 01.06.2011

Weiblich, alleinerziehend und erwerbstätig

Jede achte Frau mit einem oder mehreren Kindern unter 15 Jahren zieht dieses Kind ohne Partner auf. Insgesamt fast 150.000 Kinder unter 15 werden von nur einem Elternteil großgezogen. Zu einem überwiegenden Teil sind dies die Mütter.

92 Prozent der alleinerziehenden Eltern sind Frauen. Alleinerzieherinnen sind häufiger und in einem größeren Ausmaß erwerbstätig, sagt Studienautorin Ulrike Zartler von der Universität Wien.

Knapp 30 Prozent sind armutsgefährdet

Die Zahlen im Detail: 77 Prozent der Alleinerziehenden sind erwerbstätig, im Vergleich zu 71 Prozent der Mütter aus zwei-Eltern-Familien. Alleinerzieherinnen arbeiten im Schnitt 31 Stunden pro Woche, Mütter in Partnerschaft 27 Stunden.

Dennoch sind Alleinerziehende viel häufiger von Armut betroffen als Zwei-Eltern-Familien, sagt die zweite Studienautorin, Martina Beham von der Universität Linz.

29 Prozent der alleinerziehenden Mütter in Österreich verdienen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens. Nach der Definition der internationalen Armutsforschung sind sie damit armutsgefährdet.

Alltägliche Dinge sind unbezahlbarer Luxus

Etwa ein Viertel der Haushalte von Alleinerzieherinnen zählt laut Studie zur Gruppe der stark Deprivierten. Das bedeutet, dass sie Probleme haben, sich grundlegende Dinge des alltäglichen Lebens zu leisten.

Auch ein einwöchiger Urlaub ist laut Studie für jede zweite Alleinerziehende ein unbezahlbarer Luxus. Jeden Tag ein zweites Hauptgericht zu essen ist bei jeder vierten Alleinerzieherin ein Problem.

Ausbau von Kinderbetreuung nötig

Um hier Abhilfe zu schaffen, müssten die Frauen die Möglichkeit haben, arbeiten zu gehen. Dazu gehöre auch ein flächendeckender Ausbau von Kinderbetreuung mit entsprechenden Öffnungszeiten, damit die Mütter mehr als nur wenige Stunden pro Woche arbeiten können.

Sozialminister für bessere Qualifizierung der Frauen

Mit der Mindestsicherung und Verbesserungen bei der Notstandshilfe habe sich für die Frauen schon einiges verbessert, findet Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Dennoch gäbe es noch einiges zu tun. Er will vor allem bei der Beschäftigung und bei der Qualifizierung von Frauen ansetzen.

Frauenministerin sieht viel Handlungsbedarf

Bereits jetzt werde die Hälfte der Gelder des Arbeitsmarktservice für die Qualifizierung von Frauen ausgegeben, sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Bei ihrer Klausur habe die Regierung einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuung beschlossen.

Es sei aber noch längst nicht alles erledigt, betont Heinisch-Hosek. Dazu zählt für die Frauenministerin ein Mindestlohn von 1.300 Euro oder die Problematik, dass bei einem Teilzeitjob ein Drittel weniger Stundenlohn bezahlt wird, als bei einer Vollzeitbeschäftigung.

Handlungsbedarf sehen beide Minister bei der rechtlichen Situation von Patchworkfamilien.