20 Tonnen Alu auf Wanderschaft
Soundskulptur "The Morning Line"
Eine luftig wirkende Skulptur aus nicht weniger als 20 Tonnen Aluminium steht seit einigen Tagen mitten auf dem Wiener Schwarzenbergplatz. "The Morning Line" nennt sich dieses Gebilde, das sich nicht entscheiden kann, ob es Kunstobjekt, oder architektonisches Modul sein will.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 07.06.2011
Francesca Habsburg im Interview
Morgenjournal, 07.06.2011
In Auftrag gegeben wurde die Skulptur von Francesca von Habsburgs Kunststiftung T-B A21, gestaltet hat sie der New Yorker Künstler Matthew Ritchie. Nach Sevilla und Istanbul macht das mobile Kunstprojekt der T-B A21 auch in Wien Station.
Mobile Soundskulptur
Die amorphe Aluminiumkonstruktion zieht schon seit Tagen die Aufmerksamkeit von Passanten und Touristen auf dem Wiener Schwarzenbergplatz auf sich. Auf den ersten Blick erinnert das Gebilde an einen dreidimensionalen Scherenschnitt. Doch schon heute Abend wird es sich in eine begehbare Soundskulptur verwandeln.
Hören im Raum
Aus dem Inneren der Skulptur werden Klänge zeitgenössischer Komponisten tönen. Wer "The Morning Line" betritt, taucht in eine dreidimensionale, begehbare Klangarchitektur ein. Aus allen Richtungen dringen sphärische Klänge an das Ohr, die sich zu einer Klangwolke verdichten und mittels spezieller Tontechnik ein neues Hörerlebnis kreieren sollen, sagt Franz Pomassl, einer der bekanntester Soundtüftler Österreichs und Kurator des Musikprogramms von "The Morning Line".
"Im Kino sind 3D-Techniken im Trend. Analog dazu geht man auf der Soundebene jetzt auch in diese Dimensionen. Man entwickelt technische Methoden, die Klang im Feld, oder im Raum organisieren können. Der Musiker wird zum Bildhauer, der eine Skulptur aus Klang entwickelt.", sagt Kurator Franz Pomassl.
Neun zeitgenössische Komponisten hat die T-B A21 beauftragt eigens für "The Morning Line" Musikstücke zu komponieren - darunter so renommierte Namen wie Carsten Nicolai, der als Musiker und bildender Künstler bekannt ist, oder Christian Fennesz.
Für den Wiener Elektronikkünstler Christian Fennesz, der neben Studioalben auch Filmmusik produziert, war das Bespielen einer Skulptur im öffentlichen Raum eine besondere Erfahrung: "Mittlerweile spiele ich wieder auf ganz traditionellen Bühnen und ich habe mich damit arrangiert, aber es ist nicht optimal. Ich glaube, dass man elektronische Musik ganz anders präsentieren sollte. Ein Musiker hinter dem Laptop ist schließlich kein allzu spannender Anblick. "The Morning Line" bietet eine außergewöhnliche Lösung für dieses Problem. Ich glaube, so muss man elektronische Musik präsentieren.", sagt Christian Fennesz.
Ein globales Soundarchiv
Mit "The Morning Line" hat sich Österreichs bekannteste Kunstmäzenin, Francesca Habsburg, den Traum eines mobilen Kunstraums erfüllt. Ein bisschen erinnert das Projekt an den mobilen Artcontainer, den sich Karl Lagerfeld von Zaha Hadid bauen ließ. Auch dieser sollte quasi ein globales Museum werden, das durch die Metropolen der Welt tourt. Wohl aus finanziellen Gründen musste Chanel die hochdotierte PR-Kunstshow auf Eis legen.
Im Gegensatz dazu wird "The Morning Line" weitertouren und ein ständig wachsendes Soundarchiv aufbauen. Denn laufend sollen neue Auftragskompositionen entstehen, sagt Francesca Habsburg.
Sie habe die Kunst immer zu den Menschen bringen wollen, sagt Francesca Habsburg. So sei die Idee zur mobile Soundskulptur entstanden. Dass die bekannte Kunstsammlerin sich mit so viel Engagement der Förderung zeitgenössischer Musik widmet, mag auf den ersten Blick überraschen. Es sei aber nur konsequent, sagt sie selbst: Schließlich habe sie sich immer schon für jene Kunst interessiert, die die Grenzen traditioneller Kunstsparten einreißt.
Die mobile Soundskulptur "The Morning Line" ist bis 20. November am Wiener Schwarzenbergplatz zu sehen. Die Eröffnung findet heute Abend bei freiem Eintritt statt.
Service
T-B A21 - The Morning Line