Essl Museum zeigt Wolfgang Herzig
Banalität des Alltags
Der Maler Wolfgang Herzig gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der österreichischen Nachkriegsmoderne. Die Banalität des Alltags und die menschliche Figur mit all ihren Schwächen sind zentrale Themen in den Arbeiten des Künstlers. Zu seinem 70. Geburtstag widmet ihm das Essl Museum in Klosterneuburg eine Werkschau.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 07.06.2011
Zu sehen sind etwa 30 Arbeiten aus allen Schaffensperioden, darunter auch einige Leihgaben.
Parallel zu dieser Ausstellung - und gleichsam als Kontrastprogramm zum Realisten Wolfgang Herzig - eröffnet das Essl Museum auch die Schau "Focus: Abstraktion" mit Werken aus der Sammlung.
Service
Brutalität politischer Systeme
Die Hässlichkeit, die im alltäglichen Leben verborgen liegt, aber auch die Brutalität politischer Systeme sind bis heute wichtige Motive in der Arbeit von Wolfgang Herzig. Ohne Rücksicht auf den künstlerischen Zeitgeist hat sich der Künstler der gegenständlichen Kunst verschrieben und gesellschaftliche Themen aufgegriffen.
Dennoch sieht sich Herzig weniger als Sozialkritiker, sondern eher als Beobachter, als "Protokolleur einer Gegebenheit".
Mitwirkung an legendärer Ausstellung
Bekannt geworden ist Herzig Ende der 1960er-Jahre durch seine Mitwirkung in einer heute legendären Ausstellung in der Wiener Secession. Unter dem Titel "Wirklichkeiten" hat der Kunsthistoriker und Museumsdirektor Otto Breicha Werke junger Künstler ausgestellt; Herzig war dort zusammen mit Martha Jungwirth, Franz Ringel und Kurt Kocherscheidt vertreten.
Wolfgang Herzig schuf damals farbintensive, oft skurril anmutende Gemälde. Der Charakter seiner Arbeiten hat sich seither stark gewandelt: Die von ihm dargestellten Menschen sind nicht mehr karikaturistisch verzerrt; ohne Überhöhungen will der Künstler die Schönheit und Hässlichkeit des Alltags darstellen.
Künstlerische Entwicklung
Wolfgang Herzig blickt zurück auf seine künstlerische Entwicklung: "Wenn man eine Sache gut machen will, dann muss man die Überzeichnung vermeiden. In der Jugend neigt man natürlich zur Übertreibung. Da habe ich mich schon sehr zurückgenommen."
In der etwa 30 Werke umfassenden Werkschau, die Wolfgang Herzig selbst mitkuratiert hat, lässt sich dessen künstlerische Entwicklung nachvollziehen.
Ausstellung zur Abstraktion
Jene Stilrichtung, die Herzig für sich stets abgelehnt hat, steht im Mittelpunkt der zweiten Ausstellung mit Werken aus der Sammlung Essl. Unter dem Titel "Fokus: Abstraktion" werden österreichische und internationale Vertretern der abstrakten Malerei gezeigt.
Ein eigener Raum ist dabei dem österreichischen Künstler Hans Bischoffshausen gewidmet. Der 1987 verstorbene Maler sei in der Öffentlichkeit stets unterrepräsentiert gewesen, erklärt Kunstsammler Karlheinz Essl: "Das ist die Aufgabe unseres Museums, dass wir solche Künstlerpersönlichkeiten herausheben. Das ist mit Herzig genau das gleiche. Herzig ist viele Jahre so daneben mitgelaufen, man hat ihn kaum mehr beachtet - jetzt wollen wir die Bedeutung diese Künstlers in der Öffentlichkeit demonstrieren."
Die gegensätzlichen Entwicklungen in der Malerei des 20. Jahrhunderts lassen sich ab Mittwoch, 8. Juni 2011 im Essl Museum nachvollziehen.