Uraufführung am Landestheater Linz
Persische Lyrik vertanzt
"Rumi - in Flammen" heißt die neue Ballettproduktion des Linzer Landestheaters. Uraufführung ist am Samstag, 18. Juni 2011. Die Musik stammt von Mohammad Reza Mortazavi - einem Star-Trommler aus dem Iran.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 17.06.2011
Literarische Stoffe in ein Ballett zu gießen und damit neue und völlig ungewöhnliche Zugänge zum Thema Tanz zu erschließen, das hat das Landestheater in Linz zu seiner Spezialität erhoben. Nach Franz Kafkas Drama "Der Verschollene" und Leo Tolstois Ehebruch-Roman "Anna Karenina" ist der persische Dichter und Mystiker Rumi an der Reihe, dessen 800 Jahre alte Texte die Botschaft von Liebe und Freiheit verkünden.
Treibende Rhythmen
Kraftvoll, körperbetont und gleichzeitig meditativ sind die Bewegungen der Tänzer des Landestheaterballett-Ensembles. Die treibenden Rhythmen liefert Mohammad Reza Mortazavi, dessen vielstimmige Trommelklänge fast hypnotisch auf den Zuschauer wirken.
Die Liebe ist die treibende Kraft des Universums, so lautet die Hauptthese des persischen Dichters Rumi, der zu den bedeutendsten Vertretern der islamischen Mystik zählt. Kraftvoll und sinnlich ist die Bildwelt seiner über 3.000 Gedichte, die für ein symbolisches Weltverständnis und universeller Toleranz stehen - auch zwischen den Religionen. Nicht allein dieser Aspekt ist es, der Rumis Dichtung und Mystik noch heute aktuell sein lässt.
Der Weg zur Liebe
"Für mich ist die Botschaft, alle Masken, Verstellungen und Verkrampfungen zu lassen und sich zu öffnen für jemand anderen. Diese Reinigung ist sehr wichtig. Das ist auch der Weg zur Liebe. Und das ist eine sehr schöne Botschaft. Man muss erst mal man selber werden", sagt Jochen Ulrich.
Mit "Rumi in Flammen" will der Ballettchef auf die Situation im Iran aufmerksam machen. Allerdings nicht in politischer Weise mit einer Intervention etwa auf der Straße, sondern mit Hilfe der Kunst: "Dass man aufmerksam wird auf den Reichtum, die diese Kultur hat und der zugedeckt ist."
Trommler im Exil
Befreiung lautet also das zentrale Stichwort der neuen Produktion. Und das in jeder Hinsicht. Ein Thema, das Mohammad Reza Mortazavi musikalisches Schaffen maßgeblich beeinflusst hat. Weil sich der Trommler aus dem Iran nicht an die musikalischen Traditionen seiner Heimat halten wollte, musste er diese verlassen. Vor zwölf Jahren blieb für den Virtuosen deshalb nur der Weg nach Europa.
Der deutsch-iranische Musiker und derzeit von den Medien gefeierte Künstler bestreitet seine Konzerte meist alleine auf der Bühne. Bei der Produktion "Rumi in Flammen" begleitet er das Ballettensemble des Landestheaters jeden Abend live auf der Bühne.
Emotionaler Tanz
Ungewöhnliche Zugänge zum Thema Tanz zu erschließen - so lautet seit einigen Jahren die Idee von Ballettmeister Jochen Ulrich: "Ich mag keinen Tanz, der nur abstrakt ist. Tanz ist nicht abstrakt. Wenn ein Mensch tanz, tanzt er, wenn er begeistert ist. Dieser Tanz ist ein emotionaler Tanz und ich denke, dass das wichtig ist."