Kurzfilmfestival in Wien
Der Espresso des Kinos
Der Kurzfilm, das sei der Espresso unter den Filmen, meint Doris Bauer: Die gleiche Dosis, nur weniger Wasser. Seine besondere Kraft liege in der Intensität und in der überraschenden Vielfalt an Aromen, die beim Betrachter noch lange nachwirken.
8. April 2017, 21:58
Und da die Filmemacherinnen und -macher beim Festival zu Gast seien, könne man ihnen auch gleich Fragen stellen, so Doris Bauer. Gemeinsam mit Lisa Neumann kuratiert Bauer das Wiener Kurzfilmfestivals "espressofilm", das am Donnerstag, 7. Juli 2011 im Gartenpalais Schönborn beginnt. Die kleine Form sei die Quintessenz filmischen Schaffens, sind die beiden überzeugt.
In der Reduktion liege aber gleichzeitig aber auch die Schwierigkeit. An Filmhochschulen werde der Kurzfilm leider ziemlich stiefmütterlich behandelt, beklagt Neumann, sie seien nur "Visitenkartenfilme". Die Dramaturgie der Kurzfilme sei aber eine ganz eigene.
Fokus auf Regisseurinnen
Den Sommer über soll dem Kurzfilm jener Platz auf der Leinwand eingeräumt werden, der ihm eigentlich gebührt. Der Fokus ist heuer auf das Schaffen von Regisseurinnen gerichtet. Denn obwohl Frauen im Kino von Anbeginn eine zentrale Rolle gespielt haben, sind sie in der Filmbranche noch immer stark unterrepräsentiert.
Eine Personale ist der Regisseurin Barbara Albert und der Kamerafrau Christine Maier gewidmet. Gemeinsam haben sie schon an Alberts Filmdebüt "Nachtschwalben" gearbeitet. Sie erzählen Geschichten von Mädchen und jungen Frauen und deren Suche nach Glück, so auch im Kurzfilm "Sonnenflecken" mit Nina Proll.
Vom Scheitern in der Männerdomäne
Eröffnet wird das Kurzfilmfestival mit der Dokumentation "Ella es el matador" von Gemma Cubero und Celeste Carrasco. Es ist die Geschichte zweier Frauen. Ella sei der der einzige weibliche Matador auf der Welt, die andere auf dem Weg dahin, erklärt Neumann: "Scheitern inbegriffen, wie immer, wenn man sich als Frau in einer extremen Männerdomäne bewegt. (...) Es geht um das Spiel der Kräfte, es geht um Mann und Frau sein und Tod und Leben letztendlich."
Acht Jahre lang haben die Regisseurinnen die beiden Stierkämpferinnen begleitet, deren Geschichte übrigens auch Pedro Almodóvar zu seinem Spielfilm "Sprich mit ihr" inspiriert hat. In den regulären Kinobetrieb hat es der Film in Österreich bis jetzt noch nicht geschafft. Vor allem durch die Konkurrenz aus dem Internet, hat es der Kurzfilm nicht leicht, meint Lisa Neumann:
"Was wir im Kino schätzen, ist, dass es eine Atmosphäre für den Film ist, die nicht beliebig ist." Im Internet werde man mit Auswahlmöglichkeiten bombardiert, man baue sich sozusagen sein eigenes Kurzfilmprogramm, meint Neumann. Kurzfilme seien eben für die große Leinwand gemacht.