Premiere von "Boccaccio"
Sommerarena Baden
In Badens Sommerarena hat Samstag, 9. Juli 2011, die zweite Produktion dieses Sommers Premiere: Nach Leo Falls "Dollarprinzessin" ist nun Franz von Suppés Operette "Boccaccio oder Der Prinz von Palermo" zu erleben. Inszeniert hat Robert Herzl und wie immer in Baden darf man eine romantische Umsetzung von Suppés gar nicht so leicht auf die Bühne zu bringender Operette erwarten.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 07.07.2011
Die erotischen Novellen des Dichters Giovanni Boccaccio entzweien die Florentiner Bürger: Während die Frauen ungeduldig den neuesten Ausgaben entgegenfiebern, haben die Männer nur ein Ziel vor Augen: den verruchten Dichter fangen und einzusperren. Es ist der Beginn eines amüsanten Verwechslungsspiels, an dessen Ende die richtigen Paare natürlich zueinander finden; auch der wilde Dichter endet vor dem Traualtar.
Bücherverbrennung im Mittelalter
"Boccaccio" ist sicherlich das Meisterwerk Franz von Suppés: Harmonisch komponiert, glänzend instrumentiert und voll der schönsten Melodien ist es der Epoche der "Goldenen Operette" zuzuzählen. Dennoch scheuen sich viele Theater, dieses Meisterwerk aufzuführen, das es auf den zweiten Blick absolut in sich hat:
"Das dauert im Original über vier Stunden!", so Herzl. Es sei zwar tolle Musik und ein "sehr geschwätziger Text" - ein langer Text aus der Wiener Vorstadtzeit -, "den haben wir sehr verknappt und in Versform gebracht, dadurch geht's relativ schneller voran. Das Zweite ist, dass er sich jeder realistischen Interpretation verschließt."
Das Stück spiele im Mittelalter, es gehe um Bücherverbrennung, obwohl es zu dieser Zeit noch kaum Bücher gab - der Buchdruck war noch nicht erfunden -, so Herzl, "und kein Mensch konnte lesen. Und dann gibt es eine riesengroße Besetzung, man muss lauter gute Leute haben!" Die engagiert Robert Herzl für jede Produktion aufs Neue, denn Baden hat kein Ensemble, nur dem Publikum lieb gewordene Gäste wie Lisabeth Flechl, Beppo Binder oder René Rumpold.
Ansprechend und amüsant
Das Bühnenbild versprüht italienisches Flair welcher Zeit auch immer, denn im 13. Jahrhundert kann man nicht spielen - das ist klar -, in die Gegenwart wollte man die Handlung nicht verlegen, also legt sich Robert Herzl bewusst nicht fest. Warum auch? Optisch ansprechend und amüsant soll der Abend sein.
Gespielt wird in der 1906 erbauten Sommerarena im Kurpark, die seit den 1950er Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil des niederösterreichischen Theatersommers sind. Man sitzt im Theater aber doch im Freien und wenn es regnet, dann wird einfach das riesige Glasdach geschlossen.
"Boccaccio" ist bis 3. September 2011 in der Sommerarena Baden zu erleben.
Textfassung: Ruth Halle
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Bühne Baden - Sommerarena 2011
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