Börsenaufsicht reagiert mit Maßnahmenbündel

Italien in Brüssel auf der Tagesordnung

Italien kann sich keinen weiteren Schwarzen Freitag mehr leisten - darüber waren sich nach den Einbrüchen an der Mailänder Börse vergangenen Freitag die Experten einig. Die italienische Börsenaufsicht Consob reagierte daher mit einem Maßnahmenbündel, dessen Ziel es ist, Spekulationen einzudämmen.

Mittagsjournal, 11.07.2011

Mehr Transparenz, stärkere Kontrollen

Ab sofort, bis wahrscheinlich Anfang September, will die Consob sogenannte Leerverkäufe transparenter machen und stärker kontrollieren. Sprich: Das Wetten von Spekulanten auf fallende Aktienkurse oder auf Staatsanleihen soll nicht mehr ungehindert möglich sein.

Händler müssten vielmehr ihre Geschäfte der Consob melden, falls sie eine gewisse Höhe übersteigen, sagt Giuseppe Vegas, Vorsitzender der Börsenaufsichtsbehörde: "Es zeigen sich derzeit gewisse Schwierigkeiten, aber unsere Maßnahmen sollen helfen, die Probleme der vergangenen Tage zu mindern."

Mailand verzeichnet 1,13 Prozent Minus

Die mit Spannung erwartete Öffnung der Mailänder Börse heute Morgen verlief aber trotzdem weniger positiv als erwartet. Mailand verzeichnete ein Minus von 1,13 Prozent. Auch die staatlichen Anleihen befinden sich, gemessen an ihrem Referenzpunkt, den deutschen Papieren, in Schwierigkeiten. Der Spread gegenüber den deutschen Bundesanleihen ist zwar weit entfernt von griechischen Ausmaßen, hat mit 266 Prozentpunkten aber einen neuen Höhepunkt erreicht. Während die Aufmerksamkeit in diesem Moment also den Börsen gilt, wird im römischen Senat heute begonnen, das jüngste Sparpaket zu diskutieren, das anschließend aber noch die Abgeordnetenkammer passieren muss.

"Fällt Italien, fällt auch Europa"

Der Schwarze Freitag sowie Spekulationen über einen Rücktritt von Finanzminister Giulio Tremonti, der allerdings mit den Worten "wenn ich falle, fällt Italien und damit Europa" dementiert haben soll, verschärfen aber das politische Klima. Staatspräsident Giorgio Napolitano hat daher zur Einheit aufgerufen. Er meinte, wenn Italien die Problematik ernsthaft angehe, drohe keine Gefahr.

Experten verlangen strukturelle Reformen

Tatsächlich war das Land bis vor kurzem nicht im internationalen Visier. Die jüngste Warnung der Ratingagenturen vor einer möglichen Herabstufung der staatlichen Anleihen scheint aber das Blatt zu wenden. Änderungen bei den Anleihen würden die Kosten der Staatsverschuldung, die bei fast 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt, weiter in die Höhe schnellen lassen. Experten verlangen daher strukturelle Reformen, denn die Staatsschulden, die auf die 1980er Jahre zurückgehen, konzentrieren sich vorwiegend auf öffentliche Institutionen.