Aufbahrung in Wien
Abschied von Heinz Reincke
Der deutsch-österreichische Schauspieler Heinz Reincke, langjähriges Mitglied des Burgtheater-Ensembles und beliebter TV-Darsteller, ist im Alter von 86 Jahren verstorben. Dies teilten die österreichischen Bundestheater in einer Aussendung mit. Reincke, der 1970 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm und mit seiner Frau bis zuletzt in Wien lebte, litt schon seit einigen Jahren an Lungenkrebs.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 14.07.2011
Reincke, geboren am 28. Mai 1925 in Kiel, nahm bereits als 17-jähriger Schauspielunterricht und begann als Komparse, Souffleur und Inspizient am Theater. Erste Engagements führten ihn nach Schleswig, Bonn und Stuttgart. Selbst als französischer Kriegsgefangener konnte Reincke zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht von seiner Passion lassen - im Lager war er Teil einer Theatergruppe. Nach dem Krieg zog er mit einer Wanderbühne durch Deutschland und arbeitete sich zu immer bekannteren Bühnen vor.
Durchbruch bei Gründgens
Der große Durchbruch kam 1955, als ihn Regisseur Gustaf Gründgens an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg holte. Es folgten die großen Rollen in den Klassikern: Beckmann in Borcherts "Draußen vor der Tür", Keil in Hauptmanns "Rose Bernd", Shakespeares "Macbeth" und Mephisto im "Urfaust". Er galt als wandlungsfähig-dynamischer Schauspieler mit hervorragender Sprechkultur und schaffte es mit diesem Ruf 1968 an das Wiener Burgtheater.
In der Spielzeit 1966/67 gastierte Reincke erstmals am Burgtheater als Robespierre in "Dantons Tod". Er gehörte von 1968 bis 1985 dem Ensemble an und spielte u.a. Leon in "Weh dem, der lügt", Ottokar in "König Ottokars Glück und Ende", Herr Biedermann in "Biedermann und die Brandstifter", Big Daddy in "Die Katze auf dem heißen Blechdach", Willy Loman in "Tod eines Handlungsreisenden" und Einstein in "Die Physiker". Am Haus am Ring gab er auch mit dem Wilhelm Voigt in "Der Hauptmann von Köpenick" seine letzte Bühnenvorstellung.
An Österreich gebunden
"Der Charme der Menschen im Süden" habe ihn auch privat an Österreich gebunden, sagte Reincke. 1970 nahm er zusätzlich die österreichische Staatsbürgerschaft an, kaufte sich später ein Haus am Mondsee und ließ sich in Wien nieder.
1974 erhielt er den Titel Kammerschauspieler und wurde 1980 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst sowie 1985 mit dem Silbernen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet.
Zahlreiche TV-Rollen
Noch bekannter bei einem breiten Publikum machte ihn seine zweite Laufbahn im Fernsehen. Der kernige Norddeutsche wurde über Jahrzehnte zum Publikumsliebling. Er stand an der Seite von "Heintje" in rührseligen Heimatfilmen, spielte in Streifen wie "Fluchtweg St. Pauli - Großalarm für die Davidswache" das Nordlicht mit dem Herz am rechten Fleck oder erfreute als Nichtraucher in "Das fliegende Klassenzimmer" Kinderseelen.
Auch in Serien wie "Großstadtrevier" und "Zwei Münchner in Hamburg" war Reincke vertreten. Eine seiner letzten Rollen spielte er im ZDF-Dauerbrenner "Der Landarzt" als Pastor Eckholm, Kinder kennen seine Stimme auch von zahlreichen Hörspielen.
Reaktionen auf Reinckes Tod
Trauer bekundete heute die FPÖ, die einen "langjährigen und persönlichen Freund" verliert. Betroffen zeigten sich auch der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und die Wiener ÖVP-Kultursprecherin Isabella Leeb.
"Der geborene Kieler Reincke fand in Wien eine zweite Heimat und hat seinen norddeutschen Humor und seine Lebensfreude immer offen zur Schau gestellt", so FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache in einer Aussendung. "Seine politische Heimat fand Heinz Reincke in der FPÖ, der er viele Jahre auch als Mitglied eng verbunden war."
"Begnadeter Charakterdarsteller"
Kulturstadtrat Mailath-Pokorny (SPÖ) würdigte Reincke als "begnadeten und gefragten Charakterdarsteller auf den großen deutschsprachigen Bühnen" und als "eine der prägenden Gestalten der Fernsehunterhaltung. Hinter seinem oftmals polternden und rauen Auftreten verbarg sich ein äußerst liebenswürdiger, gemütlicher und lebensbejahender Mensch."
"Aus dem großen Mosaik der hier heimisch gewordenen Schauspieler verliert Wien mit Reincke einen weiteren großen Darsteller", äußerte sich Leeb. "Er war ein Schauspieler, dessen Vielschichtigkeit in all seinen Rollen zu sehen war. Er konnte den Cyrano de Bergerac ebenso glaubhaft verkörpern wie die Rolle des Hauptmanns von Köpenick."
Aufbahrung am Zentralfriedhof
Fans, Freunde und Familie können am 27. Juli 2011 von Schauspieler Heinz Reincke Abschied nehmen. Der Publikumsliebling wird ab 12:00 Uhr am Wiener Zentralfriedhof aufgebahrt, wie die Bestattung Dewanger in Purkersdorf der APA bestätigte. Die Trauerfeier folgt dann in der Halle 2 des Zentralfriedhofs um 15:00 Uhr. Wann und wo die Urne mit Reinckes sterblichen Überresten dann bestattet wird, steht derzeit noch nicht fest.
"Er ist friedlich bei mir eingeschlafen", teilte unterdessen die Witwe des deutsch-österreichischen Schauspielers der APA mit. Reincke befand sich seit knapp zwei Jahren aufgrund eines Beinleidens in einem Pflegeheim in Wien. Seine schwere Lungenkrebserkrankung hatte der Mime bereits vor vier Jahren erfolgreich überwunden, so Elfriede Reincke.