Jan Fabre bei ImPulsTanz

Preparatio Mortis

Der Belgier Jan Fabre ist sicher einer der interessantesten, aber auch umstrittensten Künstler der Gegenwart. Vor allem seine jüngeren Bühnenwerke werden oft als provokant empfunden. Beim heurigen ImPulsTanz-Festival in Wien ist Jan Fabre gleich mit mehreren Produktionen präsent: an diesem Wochenende mit dem Stück "Preparatio mortis", also "die Vorbereitung des Todes".

Mittagsjournal, 16.07.2011

Jan Fabre hat das Solo für die Tänzerin und Performerin Annabelle Chambon kreiert. Sie schält sich langsam aus einem mit Blumen überhäuften Grab, zu den Orgelklängen von Bernard Foccroule. Der Tod und die Transformationsprozesse zwischen Leben und Tod haben einen zentralen Platz in Jan Fabres Schaffen. Der aus Antwerpen stammende Künstler ist ja Zeichner, Bildhauer, Objektkünstler, Performer, Regisseur und Filmemacher.

"Es gibt da eine starke flämische Tradition - denken Sie nur an die Gemälde eines Van Eyck, Hieronymus Bosch oder Rubens: Da geht es um das Akzeptieren des Todes als Zelebration des Lebens", erklärt Fabre. "Was mich betrifft: Ich war zweimal in meinem Leben im Koma. Das hat mich stark beeinflusst: bei meinen visuellen Kunstwerken, beim Schreiben, bei meinen Bühnenstücken. Im Laufe der Jahre habe ich mit meiner Compagnie Übungen entwickelt. Da heißt es: performe wie in einem Post-mortem-Stadium des Lebens. Agiere, als ob du gestorben wärst und auf der Bühne wieder zum Leben erweckt wurdest, so dass kleinste Bewegungen eigenständige Happenings werden."

Tabus brechen

Manche der Produktionen Jan Fabres - und das mag nicht für "Preparatio Mortis" gelten - werden oft von Teilen des Publikums als provokativ empfunden. Jedenfalls durchbricht Jan Fabre immer wieder Tabus, wobei Gewalt, Sex und auch Skatologisches auf sehr krude Art gezeigt werden können. Doch es geht ihm nicht um Provokation, sagt Jan Fabre:

"Es mag komisch klingen, aber für mich war es nie essenziell, an das 'Neue', an 'Provokation' zu denken, das sind keine Begriffe in meinem Vokabular. Es ging mir immer um Neugier, um Recherche, es war eine Notwendigkeit. Andere haben gemeint, es sei neu, also meine Helden sind keine Choreographen oder visuellen Künstler, außer die klassischen Maler, sondern Wissenschaftler."

Darstellungen zwischen Theater und Tanz

Nachdem er in seinen Anfängen in den 1970er Jahren unter anderem als Performer tätig war, hat Jan Fabre bald seine eigene Compagnie gegründet: Troubleyn. Dabei ging es ihm immer schon um neue, zwischen Theater und Tanz angesiedelte Darstellungsformen: "Seit dem Beginn, seit den späten 1970er und den 1980er Jahren, war meine Compagnie immer eine Mischung aus Tänzern und Schauspielern. Schon in den 80er Jahren habe ich Performance-Elemente wie echte Action in den Ablauf der Tanzspektakel integriert. Ich wollte schon damals den Performer des 21. Jahrhunderts suchen, weg vom Schauspieler als bourgeoisem Ausdrucksmittel."

"Preparatio Mortis" von Jan Fabre ist am Samstag, 16. Juli 2011, und Sonntag, 17. Juli 2011 im Wiener Odeon zu sehen. Im Rahmen des ImPulsTanz-Festivals gibt es dann noch am Dienstag, 19. Juli 2011, "Prometheus-Landscape 2", im Laufe des Festivals auch zwei neu bearbeitete ältere Performances von Wim Vandekeybus und Emio Greco, beide sind frühere Mitglieder seiner Cie, ausgeführt, Letztere im KHM, wo man ja gerade Bilder von Jan Fabre bewundern kann.

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