Politologe Anton Pelinka "Im Journal zu Gast"
"Monarchie ist heute kein Thema mehr"
Der Politologe Anton Pelinka hält das fast als Staatsakt zelebrierte Begräbnis für nachvollziehbar. Es herrsche ein Bedarf an politischer Unterhaltung, sagte Pelinka im Ö1-Journal zu Gast. Sehnsucht nach einer konkret existierenden Monarchie sieht er in Österreich nicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 16.07.2011
Anton Pelinka im Ö1-Journal zu Gast,
Politische Unterhaltung
Für den Politologen Anton Pelinka ist der nahezu Staatsakt für den verstorbenen Otto Habsburg nachvollziehbar. Es gebe Bedarf an symbolischer Politik und an politischer Unterhaltung, so Pelinka im Ö1 Journal zu Gast. Als Beleg verweist er auf die letzten royalen Hochzeiten, die zu einem Medienereignis gerieten. Jetzt schaffe es Österreich in dieser Liga mitzuspielen.
Monarchie kein Thema mehr
Pelinka ortet in Österreich aber wenig Nostalgie in Richtung einer Rückkehr zur Monarchie. Die Monarchie sei belanglos geworden. Untersuchungen hätten vielmehr ergeben, dass es einen gewissen Habsburger-Mythos in Friaul, Mähren, der Slowakei und Ungarn gebe, nicht aber in Österreich. Hier würden im Gegensatz dazu gerade die Nachfolgestaaten der Monarchie auf wenig Sympathie stoßen.
Vermarktung des Imperialen
Die ehemalige Kaiserstadt Wien wiederum sei erklärbar durch imperiale Vergangenheit auch was die Dimension von der Ringstraße bis Schönbrunn betrifft. Das ist für Pelinka durchaus auch heute noch vermarktbar und wird naturgemäß mit dem Haus Habsburg in Verbindung gebracht.
Viele Abschnitte in 98 Jahren
Otto Habsburgs langes Leben ist für den Politologen von besonderer Dimension gewesen. Es habe sich in mehrere Abschnitte unterteilt. Beim Widerstand gegen den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland sei er auf der historisch richtigen Seite gestanden. Und er habe für Europa politisch gekämpft. Einen negativen Punkt macht Pelinka aber auch aus: er habe den kolonialen Befreiungskampf nach 1945 nicht verstanden. Habsburg sei damals ein klassischer Imperialist des 19. Jahrhunderts gewesen, er habe in dieser Frage die Zeichen der Zeit nicht erkannt.
Versöhnung in den 70er Jahren
Heute gebe es in Österreich kaum mehr Kritik am Hause Habsburg, auch nicht aus SPÖ. Die SPÖ habe Otto Habsburg nach Beschluss der Habsburger-Gesetze zum Buhmann erklärt, das war historisch überzogen, so Pelinka. Später dann hätten die Sozialdemokraten aber erkannt, dass die Konflikte mit dem Haus Habsburg der Vergangenheit angehören. Schließlich sei der Konflikt in den 70er Jahre bereinigt worden, so Pelinka.
Donaumonarchie letztlich gescheitert
Die österreichisch-ungarische Donaumonarchie hält Pelinka schlussendlich nicht wirklich für die Vorform eines vereinten Europa. Das Potential für einen Bundesstaat der Nationen hätte sie wohl gehabt, aber das Experiment sei erwiesenermaßen fehlgeschlagen. Gescheitert sei es an den Nationalismen, so der Politologe. Sie hätten alles zerstört und das Herrscherhaus war nicht stark genug dagegen anzukämpfen.