Belgisch-französische Vorurteile

Camemberts und Frittenfresser

Mehr als 20 Millionen Kinobesucher haben 2008 den Film "Willkommen bei den Sch'tis" des Komikers Dany Boon zum erfolgreichsten Film aller Zeiten in Frankreichs Kinos gemacht. Nicht zuletzt Situations- und Sprachkomik haben wesentlich dazu beigetragen, und so ist es kein Wunder, wenn Dany Boon auch in seinem neuen Werk "Nichts zu verzollen" genau darauf setzt.

Mittagsjournal, 18.07.2011

Franzacken, Camemberts, oder schlicht Idioten nennt der belgische Zöllner Ruben (Benoît Poelvoorde) seinen französischen Kollegen Mathias (Dany Boon), Frittenfresser schallt es dann zurück. Es herrscht dicke Luft an der Grenze zwischen den beiden frankophonen Ländern.

Das lustvoll-zynische Spiel mit mentalitär bedingten Ressentiments war schon bisher das Erfolgsrezept des französischen Komikers Dany Boon. Auch in "Nichts zu verzollen" vertraut er auf das hinterhältige, wenn auch nicht besonders hintergründige Ausspielen von unterschiedlichen Sprach- und Lebensgewohnheiten. Dafür gibt es eigentlich in der Wirklichkeit nur wenig Grund, meint Dany Boon: "Ich bin ja selbst an der Grenze zwischen Frankreich und Belgien geboren, habe aber nur selten antifranzösischen Rassismus erlebt. Sicher, manchmal stand in Lokalen neben dem Schild 'Keine Hunde' auch 'Keine Franzosen'. Rassismus kann entstehen, selbst wenn es nur sehr geringe Unterschiede zwischen Menschen gibt, und dann auf eine sehr heimtückische Weise."

Militante Witzfigur

Eine Liebe zwischen Mathias und Rubens Schwester wird zum Vehikel für den Abbau von Vorurteilen. Ein schwieriges Unterfangen, denn Dany Boon macht aus der Figur des Ruben einen übermäßig militanten Patrioten und damit eine Witzfigur, der eine glaubwürdige Läuterung von vornherein verwehrt bleibt. Dany Boon gibt sich ohnehin skeptisch: "Einen Rassisten kann man kaum ändern, egal was die Gründe für seine Einstellung sind. Selbst wenn er in der Theorie einsichtig ist, so wird er in der Praxis immer die Unterschiede zwischen sich und einem Ausländer betonen."

Zehn Millionen Kinobesucher

"Traurig", urteilte die französische Zeitung "Liberation", und meinte damit nicht Dany Boons Pessimismus, sondern schlicht den Film selbst. "Behäbig und leer" legte der "Figaro" nach. Doch das Kinopublikum zeigte mit bisher mehr als zehn Millionen Besuchern in Frankreich der Kritik wieder mal ihre Grenzen auf.