Ingo Metzmacher dirigiert Nono
Legendärer "Prometeo" in Salzburg
Heuer steht kein einzelner Komponist, sondern stehen mehrere Werke verschiedener Komponisten im Zentrum der Reihe "Kontinent" bei den Salzburger Festspielen. Den Anfang macht am kommenden Samstag in der Kollegienkirche "Prometeo" von Luigi Nono. Ö1 sendet das Konzert am 5. August.
26. April 2017, 12:23
Kultur aktuell, 28.07.2011
Großer Aufwand
An die hundert Mitwirkende - Chöre, elektronische Musiker, Vokal- und Instrumentalsolisten - machen das Werk des italienischen Komponisten Luigi Nono zu einer Herausforderung und zu einer Belastungsprobe. Doch diese "Tragödie des Hörens", wie Nono das Werk aus dem Jahr 1985 auch nannte, lohnt den Aufwand allemal.
1993 hat der junge Pianist Markus Hinterhäuser das Zeitfluss-Festival bei den Salzburger Festspielen mit "Prometeo" gestartet. Dieses Werk wurde ein Triumph für den damaligen Salzburger Festspielintendanten Gerard Mortier und die moderne Musik.
Referenzaufnahme entstand live
Damals und heute wieder dabei ist der Klangregisseur André Richard: "Als wir das damals gemacht haben, hat es keine Referenz gegeben. Wir wurden ja nachher zur Referenz. Das ist eine wichtige Sache. Es gab nachher ja diese berühmte Aufnahme, die vom ORF übrigens live mitgeschnitten wurde. Für mich ist das heute noch die beste Aufnahme. Die Generation, die jetzt kommt, die hat immerhin zwei Aufzeichnung zur Verfügung, hört dann dort hinein. Und das ist fatal, weil man sich dieses Werk immer wieder von Neuem erarbeiten muss."
Richard ist wieder begeistert von der großartigen Akustik der Kollegienkirchen und vom Dirigenten Ingo Metzmacher, der auch schon damals dabei war: "Das ist natürlich wunderbar", freut sich Richard. "Wir sind ein Team und das ist bei diesem Stück ganz wichtig, weil Nono bei diesem Stück versuchte, eine neue Zusammenarbeit zu schaffen. Es gibt nicht den Dirigenten, den Diktator, sondern es ist eine Teamarbeit. Es gibt zwei Dirigenten, es gibt dann die Position, die ich jetzt habe, das war früher Nono selbst. Die habe ich geerbt als sein Nachfolger."
Ein "heiliges Stück"
"Das Stück ist ein Mythos und fühlt sich so an, als wäre keine Zeit vergangen", sagt Ingo Metzmacher. "Jetzt kommt man zurück - ein heiliger Raum, ein heiliges Stück, eine ganz besondere Atmosphäre in der Kirche und ein besonderer Klang."
Ingo Metzmacher zur Neuauflage des Prometeo bei den Salzburger Festspielen durch den heurigen Intendanten Markus Hinterhäuser: "Ich finde es toll, dass Markus das noch einmal programmiert hat. Ich glaube das hat er ein bisschen aus Sentimentalität gemacht. Weil das war mal sein Anfang. Es schließt sich da ein Kreis zu einer visionären Insel, denn das Stück ist visionär."
Ein gutes Zeichen für die Position der neuen Musik bei den Salzburger Festspielen: Alle Vorstellungen sind restlos ausverkauft.