Webgeschäft bedroht klassischen Handel

Jobabbau durch Onlinehandel

Mit Büchern und Kleidung hat es begonnen, doch mittlerweile suchen sich die Österreicherinnen und Österreicher auch schon ihre Waschmaschine und ihren Fernseher im Internet aus. Allein im Vorjahr setzten Online- und Versandhandel um kräftige sieben Prozent mehr um als im Jahr davor.

Mittagsjournal, 29.7.2011

Paul Schiefer

"Beratung ist Vorteil für Internet

Die Fachberater im Geschäft verlieren an Bedeutung, sagt Otto Petrovic, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Graz. Denn die Kunden informieren sich einfach im Internet und suchen sich selbst das Produkt, das zu Ihnen passt.

"Gerade im Elektronikbereich gibt es eine Vielzahl von Foren, wo man ein Problem oder eine ganz spezifische Fragestellung hineinstellen kann, und binnen kürzester Zeit bekommt man eine kompetente Antwort. Das heißt, gerade die Beratung ist mittlerweile ein Vorteil für das Internet und ein Nachteil für den klassischen Handel", sagt Petrovic.

Mit Kampfpreisen Kunden locken

Für klassische, stationäre Geschäfte wie etwa Saturn heißt das, sie müssen sich schleunigst auch um den Onlinehandel kümmern. Der Media-Saturn-Konzern ist da schon recht spät dran, sagt Petrovic. Das heißt aber nicht, dass der Zug schon abgefahren ist. Es komme jetzt darauf an, über Kampfpreise möglichst schnell viele Kunden anzulocken - nur dann zahle sich das Onlinegeschäft aus.

Rasches Wachstum im Netz

Denn in der Internet-Suchmaschine werde der Markt jeden Tag neu gemacht, sagt auch Martin Sonntag, in der Wirtschaftskammer für den Onlinehandel zuständig.

"Wenn einer den Preis nach unten zieht oder ein neues Service anbietet, kann er am nächsten Tag schon reüssieren. Darum können auch kleine Onlinehändler, die gut sind, die dem Kunden das bieten, was er genau will, sehr schnell stark wachsen", so Sonntag.

Experte: Ergänzung statt Verdrängung

Das heißt aber nicht, dass es in 20, 30 Jahren kaum mehr klassische Geschäfte geben wird. Online- und stationärer Handel werden sich ergänzen, sagt voraus: "Das Internet hat ja auch nicht die Zeitung verdrängt oder das Fernsehen. Aber das Fernsehen, das Radio und Zeitungen haben sich verändert. Oft ist es auch so, dass das Radio und TV-Sender sehr gutes Internetangebot machen. Wir sehen ein Zusammenfließen."

50 Prozent kaufen im Internet

Die Konsumenten bekommen durch den Onlinehandel mehr Möglichkeiten - und die nutzen sie auch schon fleißig. Laut einer Studie haben im Vorjahr bereits mehr als 50 Prozent aller Befragten zumindest ein Mal über das Internet eingekauft, sagt die Wirtschaftskammer.

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