Bravos für musikalische Leistungen

Premiere der "Frau ohne Schatten"

Im Großen Festspielhaus in Salzburg war am Freitag, 29. Juli 2011, große Oper angesagt, denn die "Frau ohne Schatten", die da in wahrhaft festspielwürdiger Besetzung Premiere hatte, ist ein pompöses Mysterienspiel um Mann und Frau, um Ehe, Tod und Liebe, und benötigt außerordentliche Stimmen.

Das schwierige Werk von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ist selten auf den Bühnen zu sehen und es ist auch erst die dritte Neuinszenierung in der doch schon recht langen Salzburger Festspielgeschichte.

Kultur aktuell, 30.07.2011

Über die musikalischen Qualitäten dieser Aufführung gab es beim Publikum keine Zweifel: Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker sind das Dreamteam - zu Recht gab es schon nach dem ersten und zweitem Akt frenetischen Jubel, aber auch nach dem dritten Akt, der hymnischem Aotheose der beiden Paare und den großartigen Duetten von Barak und Färberin, Kaiser und Kaiserin, war des Fußtrampelns und der Bravos kein Ende. Anne Schwanewilms und Stephen Gould, Wolfgang Koch, vor allem aber Evelyn Herlitzius als umwerfende Färberin wurden gefeiert.

Dass es anders klingen würde, wenn der Regisseur Christoph Loy die Bühne betritt, stand zu vermuten, doch bald war auch bei Loy der Kampf gegen die Buhs gewonnen. Und nicht ganz zu unrecht. Gewiss ist die Frustration so mancher Zuschauer zu verstehen, dass die märchenhafte Geschichte nicht so erzählt wird, wie man sich das beim Lesen vorstellen mag. Loy versetzt die Handlung in ein Tonstudio der 1950er Jahre in klassizistischem Ambiente. Lässt man sich aber einmal darauf ein, entwickeln sich auch hier feine Beziehungen zwischen den Agierenden. Gewiss, es gibt keinen Falken und kein Wasser des Lebens, keine Färberstube und kein Jagdschloss, alles wird nur durch die Musik plastisch und die ist natürlich überzeugender als jede Bebilderung.

Natürlich kann man sich fragen, ob man diese Lösung nicht bei jeder Oper anwenden könnte, von "Zauberflöte" bis "Troubadour". Und Regisseur Christoph Loy hat schon bei Händels "Theodora" eine semikonzertante Interpretation in Kostümen hier in Salzburg vorgelegt. Andererseits gehört auch Mut dazu, sich als Regisseur so zurückzunehmen, nicht Einfälle aufeinanderzuhäufen und die Stille, das Nichts, den Zweifel und die Verlorenheit auf der Bühne greifbar zu machen.

Ohnehin ist die "Frau ohne Schatten", das sich kaum beim ersten Hören oder Sehen ganz erschließt, zu geheimnisvoll, zu vielschichtig. Und sie in so einer Besetzung und so einer Interpretation auf die Bühne zu bringen ist in jedem Fall eine festspielwürdige Leistung.

Textfassung: Ruth Halle