Analysten: Gefahr noch nicht gebannt

Schuldenkrise: Reicht der Kompromiss?

Eine Zahlungsunfähigkeit der USA ist abgewendet. Die Frage ist, ob damit eine Herabstufung der Bestnote für die Kreditwürdigkeit der USA abgewendet worden ist. Analysten heimischer Banken sehen die Gefahr noch nicht zur Gänze gebannt.

Mittagsjournal, 01.08.2011

Druck durch Rating-Agenturen

Nach mehreren europäischen Staaten hat auch die Supermacht USA in den vergangenen Tagen die Macht der Ratingagenturen zu spüren bekommen. Deren Drohung, die Kreditwürdigkeit des Landes von der Bestnote AAA herabzustufen, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Demokraten und Republikaner doch noch auf einen Kompromiss geeinigt haben.

Downgrade noch immer möglich

Der Chef-Ökonom der Ratingagentur Moody's hat sich jetzt zwar positiv über die Einigung geäußert, trotzdem sieht Helge Rechberger von der Raiffeisen Bank International die Gefahr für eine Herabstufung noch nicht gebannt. Vor allem Standard & Poor's sei viel vorsichtiger und hätte viel größere Einsparungen gefordert. Daher könnte es von dieser Seite in den nächsten Wochen immer noch zu einem "Downgrade" der Kreditwürdigkeit der USA kommen, meint Rechberger.

Rute im Fenster

Monika Rosen von der UniCredit-Group glaubt eher an einen Kompromiss der Rating-Agenturen. "Ein Königsweg, der sich abzuzeichnen scheint, ist, dass man ihnen das Toprating belässt, aber einen negativen Ausblick als Rute im Fenster stehen lässt."

Politische Einigung

Das Problem sei, dass Einsparungen oder Steuererhöhungen nicht sofort in Angriff genommen würden, sondern über einen Zeitraum von zehn Jahren vorgenommen werden sollen. Das sei eine typische politische Einigung, sagt Rechberger. Die Forderungen der Ratingagenturen seien aber andere, nämlich mehr Einsparungen und mehr Nachhaltigkeit.

Größter Markt für Anleihen

Trotz der hohen Schulden und der noch nicht ganz klaren Aussagen, wie diese verringert werden sollen, hätten die USA aber einen weltweit einmaligen Vorteil, und der liege in der Größe, sagt Rosen: "Sie haben den größten, den tiefsten, den liquidesten Markt für Staatsanleihen. Und diese Dominanz ist ihnen nicht so leicht zu nehmen." Und deshalb würden Investoren auch weiterhin in den USA investieren, so Rosen.

Reine Vertrauenssache

Wenn man nur die Höhe der Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung betrachte, so seien die USA etwa mit Griechenland vergleichbar, ergänzt Raiffeisen-Analyst Rechberger. Der Unterschied sei aber, dass die USA das volle Vertrauen der Märkte hätten. Daher will Rechberger eher von einer Vertrauens- als einer Schuldenkrise sprechen. Kleine Länder der Eurozone mit schwächerem Wachstum hätten nicht dieses Vertrauen wie eine große global wichtige Nation wie die USA. Das zeige sich auch daran, dass die USA derzeit für zehnjährige Staatsanleihen 2,85 Prozent Zinsen zahlen müssen, Griechenland aber 15 Prozent.