Roadmovie von Robert Lakatos
Viel Glück für Gypsies
In seinem semidokumentarischen Roadmovie "Bahrtalo! Good Luck!" begleitet der ungarische Regisseur Robert Lakatos zwei Männer aus dem rumänischen Transsylvanien auf eine abenteuerliche Reise.
8. April 2017, 21:58
Lali, ein Gabor-Roma, und sein Freund Lori sind auf der Suche nach dem schnellen Geld. Sie fahren nach Wien um Second-Hand-Ware zu kaufen, die sie dann in ihrer Heimat weiterverkaufen. Ihr geschäftiges Treiben führt sie im Verlauf des Films bis nach Ägypten. "Bahrtalo! Good Luck!" basiert auf einem gleichnamigen dokumentarischen Kurzfilm, den Regisseur Robert Lakatos im Rahmen von Nikolaus Geyrhalters Episodenfilm "Über die Grenze" im Jahr 2004 realisiert hat. "Bahrtalo" ist dabei der traditionelle Gruß der Roma, und heißt übersetzt "Viel Glück". Und das können die beiden durchaus brauchen.
Kulturjournal, 12.08.2011
Eigentlich ist es schon ein Wunder, dass Lali und Lori mit ihrem schrottreifen Kleinbus überhaupt bis nach Wien gekommen sind. Hier schlagen sie sich nun zwischen gefürchteten Parksheriffs, die sie für Polizisten halten, Autopannen und Verständigungsproblemen zum Gewerbepark Stadlau durch: auf der Suche nach dem lukrativen Geschäft mit alten Computern, Stofftieren und Sportgeräten.
Nach dieser auf Lakatos' Kurzfilm basierenden Eröffnungssequenz folgt ein Zeitsprung von zwei Jahren: Lali ist inzwischen wieder in seiner Heimat und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, während Lori als Touristenführer in Ägypten arbeitet. Er habe die beiden dann noch einmal zusammenbringen wollen, erzählt Robert Lakatos, und so kam es durch Zufall zu einer der unterhaltsamsten Abschnitte dieser bunten filmischen Reise.
"Wir saßen gemeinsam mit Lori in Ägypten und haben überlegt wie wir das Budget für die Dreharbeiten dort auf die Beine stellen können. Und Lori erzählte dann von einem Freund, der für einen Schäferhund die gesamte Crew eine Woche lang in seinem Restaurant bekochen würde. Ich sagte: 'Wunderbar - machen wir das so'. Und dann kam die Idee, warum nicht einfach Lali mit dem Hund nach Ägypten schicken und ihn dabei filmen?"
Zu Hause in Transsylvanien
Gesagt getan. Lali tauscht sein Auto gegen einen Schäferhund ein und macht sich auf den Weg nach Ägypten. Dabei verlässt Robert Lakatos die rein dokumentarische Erzählebene, gibt Situationen vor und stellt Szenen nach - was im Film selbst aber nicht weiter auffällt. "Das sind Schauspieler im täglichen Leben. Die beiden ziehen diese Show nicht nur ab, wenn gerade eine Kamera auf sie gerichtet ist. In diesem Sinne war es natürlich recht einfach, mit ihnen zu arbeiten", so Lakatos.
Lori gehört wie Robert Lakatos selbst der ungarischen Minderheit in Rumänien an, während Lali ein Gabor-Roma ist. Dass die beiden Protagonisten des Films befreundet sind, sei dabei allein der Tatsache zu verdanken, dass Lali ein außergewöhnlich offener und reisefreudiger Gabor sei, so Lakatos. Denn in der geschlossenen Gemeinschaft der Gabor Gypsies seien enge Kontakte zu Außenstehenden höchst selten.
"Ich glaube die Gabor-Roma sind eine der traditionellsten Gemeinschaften in Rumänien. Insgesamt gibt es in etwa 20- bis 30.000 Gabor-Roma und die bleiben vorwiegend unter sich. Es ist eine sehr geschlossene Gemeinschaft, die auch mit anderen Gypsies kaum in Kontakt steht."
Eine Braut für den Sohn
Die Gabor-Roma sind stark in Transsylvanien verwurzelt - was bei der aktuell schwierigen politischen Situation für die Roma in zahlreichen anderen Regionen hier ein gewisser Vorteil sei, so Robert Lakatos.
Ihre politische Situation ist nicht viel anders als vor 20 oder 30 Jahren. Das kommt daher, dass sie in ihren Berufen, ihrer Lebensweise so stark verankert sind. Und Transsylvanien hat natürlich auch eine lange Geschichte, was das enge Nebeneinander von verschiedenen Minderheiten betrifft. "Natürlich gibt es immer wieder Probleme und natürlich gibt es auch viele Dinge, die zu verbessern wären, aber sie haben über Hunderte von Jahren gelernt, zusammen zu leben. Das ist anders als hier im Westen, wo Roma-Gemeinschaften etwas verhältnismäßig Neues sind", meint Lakatos.
Doch die enge Verbundenheit zur Tradition innerhalb der Gemeinschaft hat auch seine Schattenseiten: Arrangierte Ehen stehen bei den Gabor-Roma an der Tagesordnung. Lali sei derzeit auf der Suche nach einer Frau für seinen 14-jährigen Sohn, so Lakatos. Da er bisher in seiner Heimat keine Braut gefunden habe, überlege er sich, seine Suche in Indien fortzusetzen. Robert Lakatos wird ihn dann vielleicht wieder mit seiner Kamera begleiten - wenn auch die Hintergründe dieser Reise dann nicht mehr so unterhaltsam sein werden, wie in "Bahrtalo! Good Luck!".
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Waystone Film - Bahrtalo! Good Luck!