Premiere bei den Innsbrucker Festwochen

Hasses "Romulo et Ersilia"

Am Freitag, 26. August 2011 hat bei den Innsbrucker Festwochen die letzte der diesjährigen drei Opern Premiere: Johann Adolf Hasses "Romulo et Ersilia", eine wiederentdeckte Oper aus dem Jahr 1765. Österreich 1 sendet am Samstag einen Premierenmitschnitt.

Kultur aktuell, 26.08.2011

Die Kunst der vokalen Verzierung

Johann Adolf Hasse war der Komponist des Spätbarock, ein berühmter Mann, den nicht nur Kaiserin Maria Theresia sondern auch ihr Wiederpart Friedrich von Preußen hoch geschätzt haben. Für die Hochzeit ihres zweiten Sohnes Leopold bestellte die Kaiserin "Romulo et Ersilia". Der Oper liegt ein Libretto Pietro Metastasios zugrunde, dessen Werke sich besonders für die Kunst äußerst virtuoser Sänger - meist Kastraten - eigneten. So ist diese Oper eine große Herausforderung für heutige Sängerinnen.

Dirigent Attilio Cremonesi hat sich intensiv mit der Ausarbeitung gerade dieser ganz speziellen Arien beschäftigt: "Es gibt eigentlich eine spezielle Art von Verzierungen dieser Zeit. Das ist eine große Kunst. Es gibt Beispiele aus dieser Zeit von originalen Da-capo-Verzierungen. Davon hab ich mich inspirieren lassen. Ich habe ein paar Monate einfach immer wieder diese Beispiele gespielt, bis mich dieser Stil angesprochen hat."

Minimale Ausstattung

"Romolo et Ersilia" ist eine typische Opera seria mit vielen Rezitativen, die die Handlung erzählen und kunstvollen Arien, die der Gefühlswelt der Menschen Ausdruck verleihen. Parallel zur Musik erzählt auch die Regie, die mit einer minimalen Ausstattung auskommt, mit kleinen Gesten vom Gefühlsleben der Protagonisten. Ersilias verzweifeltes nervöses Kratzen zum Beispiel wird im Laufe der Oper, in der sie zu sich und ihren Gefühlen findet, mehr und mehr zu einem Streicheln.

Die Geschichte braucht nicht weiter erzählt zu werden. Sie folgt der Legende vom Raub der Sabinerinnen, wobei Ersilia jene Prinzessin ist, die Romulo, der Gründer Roms, heiraten wird.

Heiratspolitik

Für Regisseurin Aniara Amos ist die historische Hochzeit in Innsbruck Anlass, generell über Fürstenehen nachzudenken. Ersilia ist wie Ludovica eine Figur auf dem politischen Schachbrett: "Sie ist letztendlich durch ihre Naivität und Unschuld in einer Situation, wo sie eigentlich erst am Ende erkennt, dass es die ganze Zeit um etwas ganz anderes ging. Es ging nicht um die romantische Liebe - es ging um Politik, die da betrieben wird. Dass ein Romulus sich die Prinzessin eines Königs sucht, der ein großes Reich hat, das er schlucken möchte, um sein eigenes Reich zu vergrößern - das ist politisch ein sehr kluger Schachzug. Ersilia ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu begreifen, was da eigentlich vor sich geht."

Und so ist das scheinbare Happy End eines mit Bitterkeit. Denn Ersilia, die sich zuletzt wirklich verliebt hat, muss erkennen, dass sie nur Mittel zum Zweck ist. Eine Heirat ist allemal billiger, als weiter Krieg zu führen.

Textfassung: Rainer Elstner