"Flavius Bertaridus" bei den Innsbrucker Festwochen

Telemanns einzige Opera seria

Die Innsbrucker Festwochen starten schon am Mittwoch, 10. August 2011, mit ihrer ersten Oper. Auf dem Programm steht Georg Philipp Telemanns "Flavius Bertaridus, König der Langobarden", eine Neuentdeckung einer fast vergessenen Oper, die 1729 in Hamburg uraufgeführt worden ist und die Festwochenchef Alessandro De Marchi in großer Besetzung auf die Bühne bringt.

Kultur aktuell, 08.08.2011

Es sind ungewohnt farbige Klänge, die Alessandro de Marchi seine Accademia Montis Regalis spielen lässt, denn der Römer hat Telemanns einzige erhaltene Opera seria nicht streicherlastig, wie es bei Barockopern heute üblich ist, besetzt, sondern mit vielen Bläserfarben. Das sei zwar heute ungewöhnlich, war es aber nicht im 18. Jahrhundert, meint Telemann.

Die Handlung spielt zur Zeit der Langobarden in Italien. Sie erzählt die Geschichte des abgesetzten Königs Flavius Bertaridus, der nach langen Jahren im Exil zurückkehrt und nicht nur sein Land, sondern auch seine Familie wieder zurückerobern kann - ein König, der sich als milde und gerecht erweist.

Alles anders in Hamburg

Die Oper basiert auf einer gleichnamigen venezianischen Oper von Stefano Ghisi, die mit der Musik von Carlo Francesco Pollaroli 1706 uraufgeführt wurde. Für das Publikum recht ungewöhnlich - Deutsch und Italienisch wechseln einander ab. Für das italienische Libretto werde die venezianische Version genommen, die damals in Hamburg gespielt und auf Deutsch übersetzt wurde, "bis auf ein paar Arien, die italienisch geblieben sind", so de Marchi.

In Hamburg war alles etwas anders. Das reiche Bürgertum gab hier in der Stadt den Ton an und in der Oper war es eine Frau, die die Fäden in der Hand hielt: Margaretha Susanna Kayser war nicht nur Primadonna, sondern auch langdienende Intendantin am Opernhaus am Gänsemarkt. Für ihr Haus wurde "Flavius Bertaridus" komponiert; die Titelpartie sang auch damals eine Frau und kein Kastrat - und auch in Innsbruck folgt man dieser Tradition: Flavius ist die Katalanin Maite Beaumont.

Georg Philipp Telemann war nicht nur ein höchst erfolgreicher Komponist, er scheint auch recht diplomatisch gewesen zu sein, denn in der Oper gibt es eine heimliche Hauptpartie: die der Flavia. In diese Rolle ist bei der Uraufführung die Intendantin der Hamburger Oper höchstpersönlich geschlüpft.

Textfassung: Ruth Halle

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Innsbrucker Festwochen, bis 28. August 2011,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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