Enthüller kämpfen um Aufmerksamkeit

Datenflut von Wikileaks

Wikileaks hat an Attraktivität verloren. Wikileaks-Gründer Julian Assange steht unter Vergewaltigungsverdacht, Aktivisten der Internetplattform sind frustriert. Jetzt soll die Veröffentlichung von geheimen Informationen, die den gewohnten Rahmen sprengen, für neuen Schwung sorgen.

Mittagsjournal, 26.08.2011

Thomas Hadinger

100.000 Dokumente

Bei Wikileaks herrscht Frust. Kaum eine europäische Zeitung greift auf die Wikileaks-Berichte zurück und bastelt eine Enthüllungsstory. Die Geheimdokumente - sie bleiben geheim. Eine neue Welle an Veröffentlichungen soll das Interesse wieder ankurbeln. Mehr als 100.000 Dokumente wurden bis gestern Abend ins Internet gestellt, teilt Julian Assange über twitter mit. Ein Versuch, das schleppende Geschäft mit den Nachrichten wieder anzukurbeln, sagt auch ein deutscher Wikileaks-Experte zum ORF. Wir zitieren aus dem Telefonat, er will anonym bleiben: "Die Veröffentlichung überrascht mich nicht sonderlich. Wikileaks hat angekündigt, zuerst ausgewählten Medien die US-Depeschen zugänglich zu machen und sie dann später komplett ins Netz zu stellen. Das macht ja auch Sinn, wenn man den großen Umfang dieser Dokumente betrachtet. Redaktionen alleine haben nicht die Ressourcen, das alles auszuwerten. Jetzt setzt man auf die Masse der Internetuser."

Zusammenhang mit Verfahren?

Assange braucht auch die Öffentlichkeit, um von seinen eigenen Problemen abzulenken. Assange soll im vergangenen August in Schweden eine 31-Jährige vergewaltigt haben. Er wurde im Dezember verhaftet. Ein britisches Gericht wird demnächst über seine Auslieferung nach Schweden entscheiden. Der deutsche Journalist sieht einen Zusammenhang: "Es ist natürlich so, dass das Interesse der Medien an Wikileaks und an Julian Assange stark abgenommen hat. Und dieses massenhafte Veröffentlichen von Geheimdokumenten ist sicherlich auch eine Strategie, wieder vermehrt in der Öffentlichkeit zu kommen- auch im Hinblick auf den bevorstehenden Vergewaltigungsprozess im September. Julian Assange will seine Arbeit ja fortsetzten und das kann er nur als freier Mensch und nicht als Gefangener."

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