Nok-Figuren im Kunstforum Wien

Afrika. Afrique. Africa.

Eine große Schau afrikanischer Stammeskunst wird derzeit in den Räumlichkeiten des Bank Austria Kunstforums in Wien gezeigt. Zu sehen sind zirka 200 Exponate aus Holz, Terrakotta und Metall aus der Sammlung von Herbert Stepic, dem Vorstandsvorsitzenden der Raiffeisen Bank International AG.

Mit dem Programm des Kunstforums hat diese Schau aber nichts zu tun, denn nachdem im Vorjahr das Gebäude des Kunstforums an Immobilieninvestor Rene Benko verkauft worden war, hatte dieser die Räumlichkeiten für die Zeit des Umbaus an Stepic vermietet. So viel als Erklärung, warum ein Raiffeisen-Boss seine Sammlung in einem Gebäude zeigt, das bis vor kurzem der Bank Austria gehörte. Im Herbst wird dann wieder das Kunstforum an der alten Adresse neu durchstarten.

Kulturjournal, 26.08.2011

Etwa 50 Nok-Figurinen aus Terrakotta sind das Herzstück dieser Ausstellung. 2.000 bis 2.500 Jahre alt, mit strengen, klaren Formen, wie sie schon die europäischen Maler der Moderne begeisterten. Nok-Figuren aus Nigeria sind äußerst rar und werden im westlichen Ausstellungsbetrieb kaum noch gezeigt, nachdem 2001 der französische Präsident Jacques Chirac auf der Pariser Unesco-Tagung der Kunsthehlerei bezichtigt wurde, denn bei drei im Louvre gezeigten Tonstatuen der Nok-Kultur konnte die illegale Ausfuhr nachgewiesen werden.

Herbert Stepic beteuert, er habe keine Sorge, dass Nigeria auf seine Schau aufmerksam werden könnte, "weil alle Exponate aus Nigeria ordnungsgemäß ausgeführt worden sind und in Österreich ordnungsgemäß eingeführt worden sind".

Vor allem die neueren Exponate, die oft nicht älter als 40 oder 50 Jahre sind, kämen direkt von den Stammeschefs in den Kunsthandel, so Stepic.

"Der Verkauf erfolgt in seltenen Fällen - meist dann, wenn der Chef - der Ausdruck für die Könige, die es dort gibt - Geld in irgendeiner Form braucht. Und auch dann meist nur, wenn das einzelne Objekt für ihn die mystische Bedeutung verloren hat. Das erfolgt in vielen Fällen dann, wenn der Stamm christianisiert oder islamisiert worden ist, sodass quasi der Geisterkult als solcher seine Bedeutung verloren hat", erklärt Stepic.

Fast moderne Stücke

Sehr rezente Exponate machen das Gros der Schau aus. Manche der Kunstwerke wirken sehr zeitgenössisch, wie etwa die Glockenpaare aus dem Kamerun gleich am Eingang: Sie haben Comic-artige Züge ebenso wie die große Skulptur einer Stammesmutter, die in ihrer barocken Verspieltheit wenig afrikanisch wirkt.

Beeindruckend dagegen ist ein holzgeschnitzter Chefthron aus dem Kamerun, der auch deutliche Gebrauchsspuren aufweist. Mit einem Wort: eine Sammlung mit mehr oder weniger interessanten Stücken, die Herbert Stepic ursprünglich im Museum für Völkerkunde zeigen wollte. Dieses hat aber abgelehnt.

Textfassung: Ruth Halle