Christoph Waltz in 3D

Die drei Musketiere

Gut 30 Mal ist der Roman "Die drei Musketiere" von Alexandre Dumas schon für den Film adaptiert worden, dazu kommen TV-Produktionen. Jetzt kommt eine neue Superproduktion in die Kinos, natürlich in 3D. In der Rolle des Kardinals Richelieu ist der österreichische Oscar-Preisträger Christoph Waltz zu sehen.

Mittagsjournal, 29.08.2011

Regisseur W. S. Anderson, ein Spezialist für Action-Filme, wollte nach eigener Aussage "die 'drei Musketiere' der heutigen Generation drehen". Und das heißt: mehr als ein Mantel- und Degen-Film der Marke Richard Lester, dessen Trilogie in den 1970er Jahren Filmgeschichte geschrieben hat. Und so verlangte er von seinem Choreographen und Stunt-Koordinator Nick Powell die spektakulärsten Schwertkämpfe der Filmgeschichte.

"Gib mir die besten Schwertkämpfe, die man je gesehen hat. Sieh dir die Kämpfe, die du für 'Gladiator' oder den 'Samurai' gemacht hast an, schmeiß sie weg und gib mir etwas Besseres. Und er hat es geschafft!" Das Ganze mit 3D-Technik noch verstärkt: wenn etwa auf dem Dach der Kathedrale von Notre Dame schwindelerregend gekämpft wird, zählt das sicher zum Interessantesten dieses Films. Und es wird an solchen Szenen nicht gespart.

Zitate auf Hollywood

Dazu kramt Regisseur Anderson in der Filmgeschichtskiste, holt Anleihen aus fernöstlichen Kampfsportfilmen, mit Zeitlupenaufnahmen, spektakulären Sprüngen und sonstigen Stunts. Dazu gibt es anachronistische Waffen im Barock-Retrodesign, etwa in einer Wasserszene in Venedig oder wenn von Leonardo da Vincis Kriegsmaschinenprojekten inspirierte Luftschiffe auftauchen. Letztere - eine Mischung aus alten Segelschiffen und Zeppelins - erlauben wieder Zitate aus Hollywood-Piratenfilmen à la Errol Flynn oder Douglas Fairbanks.

Dieser Logik entsprechend verwandelt sich die intrigante Milady de Winter in eine Emma Peel, oder Maggie Cheung, die schon einmal ihre Röcke rafft und sich an einer Palast-Fassade an einem Seil herunterschwingt, um so durch ein Fenster in ein Zimmer einzudringen. Milady wird übrigens von dem Action-Film-erfahrenen Ex-Model Milla Jovovich verkörpert. Nett anzusehen sind auch ihre Filmpartner: Die drei Musketiere sind allerdings mangels Aufträgen und Geld zu Zynikern geworden.

Turbulenter Action-Film

Die Figuren bleiben - 3D-Technik hin oder her -, ziemlich eindimensional, mit plumpen, witzlosen Dialogen, etwa wenn sie nach einem Kampf, wo sie zu viert 40 Wachen in Asterix-und-Obelix-Manier erledigt haben, von der Königin bewundert werden. In diesem Kontext schafft es Christoph Waltz einigermaßen, dem intriganten Kardinal Richelieu eine gewisse fiese Plastizität zu geben - auch er kann D'Artagnan nicht leiden.

Fazit: Den Charme und Witz der meisten seiner Vorgänger hat dieser Musketier-Film nicht. Alexandre Dumas' Romanmotive sind nur ein Vorwand für einen turbulenten Action-Film à la "Indiana Jones", der sich kaum um Anachronismen oder Handlungslogik schert. Dumas' Roman erschien ursprünglich als Fortsetzungsroman in einer Zeitung, und auch der Film wird wohl seine Fortsetzung finden.

Textfassung: Ruth Halle

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Die drei Musiketiere (engl.)