Thriller von Marlene Streeruwitz

Die Schmerzmacherin.

Beim Namen Marlene Streeruwitz denken wahrscheinlich die wenigsten als erstes ans Genre "Thriller". Genau dahin begibt sich die Autorin aber mit ihrem neuen Roman "Die Schmerzmacherin." - und in die Welt der Sicherheitsindustrie. Noch bevor das Buch überhaupt erschienen ist, ist es bereits auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis gelandet.

Kulturjournal, 05.09.2011

Bereits die ersten Seiten von "Die Schmerzmacherin." verheißen nichts Gutes. Wir befinden uns in einer erstarrten, ungemachen Schneelandschaft. Darin verstreut: Vögel. Die Spurrinnen zwingen den Fahrenden ihren Weg auf. Protagonistin Amy ist mitten im Nirgendwo an der deutsch-tschechischen Grenze unterwegs. Und zwar zu ihrer Ausbildung bei einer ominösen Sicherheitsfirma.

Marlene Streeruwitz berührt mit ihrem Buch den Wachstumsmarkt Sicherheitsindustrie: "Das ist ein Bereich, der über die Irak-Kriege das Auslagern und die Sparmaßnahmen des postkapitalistischen des Staates zu unglaublicher Größe angewachsen ist. Das ist eine Riesen-Industrie." Es seien derzeit weltweit zwischen 300.000 und 500.000 Menschen in Ausbildung und die tragen alle Waffen, so Streeruwitz.

Es gehe eben um die wichtige Frage, wer das Gewaltmonopol habe. Und, fügt die Autorin zum Thema Sicherheitsmarkt hinzu: "Das glaubt frau nicht, was es da an Publikationen gibt, an Homepages, an Vereinigungen. Das ist eine Parallelwelt, die sich uns nicht oft zeigt - außer wir brauchen einen Bodyguard." Da hinein gerät die Hauptfigur und ist teilweise auch ernsthaft in Gefahr.

Kultur aktuell, 05.09.2011

Drei Jahre Recherchearbeit

Im Handlungsverlauf werden wir also nicht nur an Strategiemeetings, militärähnlichen Übungen und Trainings für den Ernstfall teilnehmen, es wird auch verschwundene Personen, Übergriffe - Gewalt eben - geben. Amy, unsere Hauptperson, wird sich da durchkämpfen. Genau wie es ihre Erfinderin Marlene Streeruwitz gemacht hat.

Drei Jahre Recherche sind in ihren Roman gelaufen - und das war nicht immer schön, erzählt die Autorin. Das eigentlich Erstaunliche bleibt für sie aber, "dass drei Jahre Recherche diese Art von Geschichte ergibt. Der Umkehrschluss für mich ist eine große Infrage-Stellung des investigativen Journalismus". Die Annahme, wenn man eine gute Zeitung lese, wisse man etwas über die Welt, sei völlig falsch, so Streeruwitz.

Trotz der taffen Materie liest sich "Die Schmerzmacherin." schnell und spannend - wie ein Thriller eben. Und klingt dabei jung sowie poppig. Bleibt die Frage, ob Frau Streeruwitz vielleicht schon als Kind Agentin werden wollte? "Ja!" Sie glaubt, dass das viel mit der eigenen Gewalttätigkeit zu tun hat.

Textfassung: Ruth Halle

service

Marlene Streeruwitz, "Die Schmerzmacherin", S. Fischer Verlag

S. Fischer - Marlene Streeruwitz