Premiere im Rabenhof Theater

"Porno" als szenische Lesung

Im Czernin Verlag erscheint diese Woche ein Buch mit dem Titel "Porno", wo zehn Autoren und Autorinnen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die Buchpräsentation zu "Porno" geht ab Dienstag, 13. September 2011 im Wiener Rabenhof Theater als szenische Lesung über die Bühne.

Kultur aktuell, 13.09.2011

Großes mediales Interesse

Das mediale Interesse im Vorfeld ist groß. Die Aufregung in manchen Medien noch größer. Da schreibt etwa der Schauspieler und Kabarettist Robert Palfrader in seinem Text vom "Onanieren als Bentley der Geschlechtsakte". Und schon steht in der "Kronen Zeitung" ein abschätziger Kommentar über den "überzeugten Wichser" Palfrader. Der zeigt sich angesichts solcher Auf- und Erregungen irritiert: "Ich dachte das Thema wäre durch. Aber offensichtlich braucht man heutzutage nur mehr 'Porno' auf etwas drauf zu schreiben und alle Leute kommen g'rennt."

Eigentlich ist es nichts anderes als eine szenische Lesung, eine etwas andere Buchpräsentation, die im Rabenhof geboten wird. "Porno" ist der dritte Band der Anthologieserie "Moderne Nerven". Zehn Texte über Pornografie und Sexualität, herausgegeben von der Wiener Journalistin Ela Angerer, die im Rabenhof auch Regie führt.

Sexphantasien und Rotlichtmilieu

"Das ist eine Bestandsaufnahme unserer Befindlichkeit zu dem Thema und wir nehmen das bei allem Amusement, das da vielleicht beim Lesen entsteht, sehr ernst", so Angerer.

Die Texte stammen unter anderem von Julya Rabinowich, Philipp Hochmair und Thomas Glavinic, kreisen um Sexphantasien, Erkundungen im Rotlichtmilieu und das Nichtmehrmögen. Teils fiktiv, teils aber auch aus der Realität gegriffen, so Angerer: "Melanie Kretschmann - sie ist Burgschauspielerin - hat in ihrem Text für das Projekt einfach Fan-Mails an sie zusammengeschrieben und die sind zum Teil wirklich extrem absurd und gehen auch ziemlich unter die Gürtellinie."

Geschichten rund ums Scheitern

Zwischen den muffeligen Seiten des ehelichen Geschlechtsverkehrs, die Charlotte Roche in ihrem neuen Roman "Schoßgebete" bis ins Detail ergründet, Millionen von Klicks auf Pornoseiten im Web und medialer Omnipräsenz von Nacktheit und Sexualität, könnte man eigentlich meinen, dass der Umgang mit dem Thema heute generell ein Entkrampfter wäre.

Doch vielmehr würden mediale Inszenierung und Pseudooffenheit über die Realität hinwegtäuschen, so Angerer: "40 Jahr nach der sexuellen Revolution hat man uns eingeredet, es sei alles möglich, niemanden wundert mehr irgendwas. Die Wirklichkeit schaut nur ganz anders aus. Deshalb finden jetzt auch Geschichten über Sexualität und Pornografie so ein Interesse, weil die Leute echte Geschichten hören wollen - und zwar auch echte Geschichten rund ums Scheitern."

Wenn auch nichts wirklich Neues: Das Stück im Rabenhof verspricht jedenfalls unterhaltsam zu werden. Wobei man die Empörungen im Vorfeld getrost als mediale Sommerlochfantasien abhaken kann.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Ela Angerer, "Porno", Czernin Verlag

"Porno", 14., 24., 25. September, 5., 7., 15. Oktober 2011, 20:00 Uhr, Rabenhof Theater,
Ö1 club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

Rabenhof Theater
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