Ausstellungsort ORF-Funkhaus Wien

Kunstraum Radio

"Die Grundidee ist, den Kunstraum Radio als Dauereinrichtung sichtbar zu halten", sagt Radio-Direktor Karl Amon. Und das im gesamten ORF-Funkhaus in Wien, das ab Mittwoch, 14. September 2011, mit dem "Kunstraum Radio" zum Ausstellungsort für bildende Kunst mutiert.

Im Vierteljahres-Zyklus sollen im Rahmen dieser Ausstellungsreihe Werke vielversprechender Künstlerinnen und Künstlern gezeigt werden. Es solle "eine Galerie der österreichischen Kunstszene" sein.

Migration und Integration

So wie für Oskar Stocker. Der aus Tirol stammende Künstler wird mit der Vernissage "Menschliche Identitäten" den Kunstraum Radio eröffnen. Es ist eine Weiterführung seiner Installation "facing nations" zum Thema Menschenrechte. Dabei hat Stocker Porträts von 124 Menschen aus 124 Nationen zu einer Gemäldestrecke zusammengefügt.

Auch in seiner Ausstellung im Funkhaus geht es um Menschen unterschiedlicher Nationen, allerdings sind es hier hauptsächlich ORF-Mitarbeiter. Stocker sieht es als "eine wesentliche Aufgabe von Medien" an, das Thema "Migration, Andersartigkeit und Integrationn" zu behandeln. Er rechnet durchaus mit Überraschungseffekten.

Viele wissen vielleicht nicht, welcher Nationalität manche Redakteurin oder mancher Korrespondent tatsächlich angehören. Neben den Porträts sind deshalb unter den Namen auch die jeweiligen Heimat-Länder der Porträtierten vermerkt.

Stocker möchte, dass die Betrachter der Porträts sich Fragen stellen: "Wie sehe ich bestimmte Dinge? Sehe ich Menschen oder sehe ich irgendwelche Bezeichnungen nach Herkunft?" Dieser Effekt sei wünschenswert.

Bild-Magie durch Größe

Oskar Stockers Bilder wirken schon allein durch ihre Dimension. Auf 1,80 Meter mal 1,60 Meter begegnet man quer durch das Wiener Funkhaus mehr oder weniger bekannten Gesichtern.

"Ein Bild lebt auch von der Größe", meint Stocker, "Weil die Bild-Magie durch die Größe eine andere Wirkung hervorruft. Wenn man dem eigenen Porträt in der Größe begegnet, sieht man vielleicht bestimmte Dinge, die man gar nicht so sehen will." Das schönste Kompliment, das man als Porträtist bekommen könne, sei von einer Frau gekommen, die sagte: "So genau wollte ich's gar nicht wissen", erzählt Stocker.

Zu sehen an den Wänden des Funkhauses - einem Ort des Hörens, wo Bilder eher nur im Kopf entstehen. Mit dem Kunstraum Radio werden sie nach außen gekehrt - physisch wahrnehmbar.

Ein Teil zur "kulturellen Normalität"

"Was definiert einen Menschen?", fragt Stocker, "Ein genormtes Passbild? Eine Äußerlichkeit?" Letztendlich wird dadurch ein Büro- und Studiogebäude zu einem Bereich für künstlerischen Austausch, Begegnung und Konfrontation, meint Karl Amon:

"Es geht darum, dass das tagtägliche Publikum, das im ORF-Funkhaus ein- und ausgeht – wenn sie Interviews geben, weil sie hier was zu tun haben, weil sie Pakete bringen, weil sie jemanden besuchen kommen, weil sie in die Kantine gehen -, dass diese Besucher das Umfeld dieser Galerie mitnehmen. Es ist eigentlich ein Teil, den wir zur Normalität beitragen, nämlich zur kulturellen Normalität."