Lachend in die Zukunft

Zehn Jahre Tanzquartier

Rund 215.000 Besucher zählte das Tanzquartier in 1.400 Vorstellungen, bei einer kontinuierlichen Steigerung von anfangs 22.133 auf 59.151 Besucher in der vergangenen Saison. Diese Entwicklung gilt es im Oktober und November nun zu feiern.

Kulturjournal, 15.09.2011

Christian Fillitz im Gespräch mit Walter Heun, dem Leiter des Tanzquartiers Wien

In Zukunft begegnet man nicht nur treuen Wegbegleitern wie Philipp Gehmacher (28. Oktober) oder Christine Gaigg (18. November), mit denen man naturgemäß weiterarbeiten möchte, sondern auch verstärkten Bemühungen um Produktionsnetzwerke und Kooperationen. "Wir verstehen uns nicht nur als Forschungsstätte, sondern auch als Produktionsort und Motor", verdeutlicht Heun den eigenen Anspruch. Entsprechend wird wieder mit Wien Modern kooperiert, wenn Anne Juren, Roland Rauschmeier und Johannes Maria Staud am 9. November ihre "Tableaux Vivants" uraufführen, oder auch im März mit dem Schauspielhaus Wien. Zudem soll Mitte Oktober ein neues nationales Performancenetzwerk vorgestellt werden.

Vier österreichische Erstaufführungen

Eröffnet wird die elfte Spielzeit am 1. Oktober im Zeichen des interkulturellen Dialogs, dem man sich bisher weniger gewidmet habe und zu dem man - nicht zuletzt aus Anlass des Arabischen Frühlings - in Hinkunft nachhaltiger forschen wolle, so Heun. Anhand von vier österreichischen Erstaufführungen, darunter Kat Valastur und Taoufiq Izeddiou, werde man dabei in der Halle G und anschließend im TQW-Studio untersuchen, "wie sich gesellschaftliche Bewegungen choreographisch denken lassen", erläutert Dramaturgin Sandra Noeth das Konzept.

An internationalen Koproduktionen stehen "Violet" der Amerikanerin Meg Stuart (14.10.) und "Can We Talk About This?" des britischen DV8 Physical Theatre (21.10.) sowie "3. isolation + Holistic Strata" des Japaners Hiroaki Umeda (20.1.) am Programm, aus österreichischer Sicht kündigte Heun einen "Parforce-Ritt durch die Szene" an. Neben Gehmacher und Gaigg ist bereits am 7. Oktober Alexander Gottfarb mit der Uraufführung von "Moved by Faith" zu Gast, im Dezember folgen Uraufführungen von An Kaler und Paul Wenninger, im Jänner von Oleg Soulimenko mit Vienna Magic. Und im März wird Christine Gaigg in Kooperation mit dem Schauspielhaus einen Text von Xaver Bayer uraufführen.

Das Lachen und der Körper

Da die "Choreographic Platform Austria" in diesem Herbst aus budgetären Gründen nicht stattfinden kann, wird das Tanzquartier zudem unter dem Titel "Feedback" von 17. bis 19. November einen Ausschnitt des aktuellen Tanz- und Performancegeschehens in Österreich aus dem eigenen Blickwinkel präsentieren. Mit dabei sind unter anderem The Loose Collective, Liquid Loft und Chris Haring oder auch die Superamas, parallel sollen bei einem Symposium die aktuellen Produktionsbedingungen im Tanz- und Performancebereich zwischen Verantwortung und Interesse besprochen werden.

In der Theoriereihe, betreut von Krassimira Kruschkova, wird es im Rahmen von "Philosophy on Stage" im Haus Wittgenstein nicht zuletzt eine Pollesch-Matinee, einen Performance-Marathon und einen Club der toten Philosophen geben, im Mittelpunkt der theoretischen Schiene soll eine Auseinandersetzung mit dem Lachen im Verhältnis zum Körper stattfinden. "Wir wollen uns dem genauen Hinsehen widmen, wollen aktiv mitgestalten, wie es weitergeht", schloss Heun. "Wir freuen uns auf die Zukunft, wir sehen ihr lachend entgegen."

Text: APA, Red., Audio: ORF

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Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Tanzquartier ermäßigten Eintritt (15 Prozent).

Tanzquartier Wien