Bestsellerautor zeigt Mängel auf
Wer kontrolliert Schönheitschirurgen?
Schönheitsmedizin ist ein Milliardengeschäft. Bestsellerautor Hans Weiss hat es in seinem neuen Buch "Schönheit - die Versprechen der Beauty-Industrie" unter die Lupe genommen. Und er kritisiert fehlende Qualitätskriterien und einen Wildwuchs an Eingriffen, den niemand kontrolliert.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.09.2011
Geschäftemacherei mit Folgen
Mitarbeiter einer Schönheitsklinik in Deutschland hätten ihm Unterlagen angeboten, die dokumentieren, was in ihrer Einrichtung alles schief läuft, sagt Hans Weiss. Und demnach haben viele Eingriffe verheerende Folgen: "Das ist in vielen Teilen eine große Geschäftemacherei und da kommen sehr Viele zu Schaden. Das erfährt man natürlich nicht, denn die Ärzte haben kein Interesse daran, es an die große Glocke zu hängen, wenn was schiefgeht." Kein Wunder, so der Autor: Denn im deutschsprachigen Raum dürfe sich jeder Arzt ohne jede Zusatzqualifikation "Schönheitschirurg" oder "ästhetischer Chirurg" nennen. Nur die Bezeichnung "Facharzt für plastische Chirurgie" garantiere, dass eine sechsjährige Ausbildung absolviert wurde.
"Blankoscheck" für Operation
Auch mit der Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen nehmen es viele Ärzte laut Hans Weiss nicht so genau. Oft unterschreibe der Patient "Blankoschecks", weil er keine Kopie des Auftrags erhalte. "Und wenn etwas schiefgeht - das sind ja teilweise Verstümmelungen, die da passieren - dann ist es sehr schwer, das zu reparieren oder zum Recht zu kommen, dass beispielsweise kostenlos nachoperiert oder das Honorar ersetzt wird."
Mangelhafte Zulassung
75 schönheitsmedizinische Verfahren listet Hans Weiss mit seiner Co-Autorin, der Ärztin Ingeborg Lackinger-Karger auf - mit Kosten, Nutzen und Risiko. Und die Autoren fordern, dass es zum Beispiel für Füllmaterialien, die zum Unterspritzen von Falten verwendet werden, ein europaweites Zulassungsverfahren gibt. Dann müssten die Hersteller aufgrund klinischer Studien Nutzen, Haltbarkeit und vor allem Nebenwirkungen nachweisen. Vorher sollten solche Präparate gar nicht zugelassen werden, fordert Weiss.
Verbote nötig
Einige Eingriffe sollten überhaupt verboten werden, sagt Hans Weiss, und nennt als Beispiele die "Fett-weg-Spritze und das "Faden-Lifting" im Mund- und Nasenbereich: "Die Langfristfolgen sind verheerend, die Menschen schauen nach Jahren schrecklich aus. Die Fäden müssen herausoperiert werden, weil sich das nicht mehr herausziehen lässt." Das "Faden-Lifting" sei in den USA bereits verboten, bei uns noch immer nicht.
Ratschläge
Wer sich zu einem Eingriff entschließt, sollte sich genauestens über die Ärztin oder den Arzt erkundigen, sich über Risiken und Kosten informieren - und das alles am besten schriftlich, raten die Autoren.
Service
"Schönheit - die Versprechen der Beauty-Industrie", Hans Weiss, Ingeborg Lackinger Karger, Paul Zsolnay Verlag, ISBN-10: 3552061754,
ISBN-13: 978-3552061750
Verlag Zsolnay